Innovationen brauchen Schlüsseltechnologien

München, 11. September 2020
Wie kommen Innovationen, wie kommt das Neue in die Welt? Wie entsteht Wertschöpfung durch innovative Produkte und Dienstleistungen, die sich durch Qualität und Kundennutzen auszeichnen? In seinem Vortrag am 8. September bei acatech am Dienstag, das diesmal in Kooperation mit vhs.wissen live stattfand, ging acatech Präsident Dieter Spath auf diese Fragen ein. Die Chat-Beiträge der aus ganz Deutschland per Zoom zugeschalteten Teilnehmer drehten sich insbesondere um Innovationen in der Automobilindustrie und die Frage, ob die Deutschen offen sind für Innovationen.
Eine digitale Reise von Industrie 4.0 bis hin zu Lernenden Systemen – das war erst der Auftakt des Vortrags von Dieter Spath, acatech Präsident und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO. Er setzte fort mit einem Blick in die Zukunft – welche Themen werden die Menschen zukünftig besonders bewegen? Da gebe es einige, erklärte der Arbeitswissenschaftler. Doch egal, ob nachhaltiges Wirtschaften, gesundes Leben oder intelligente Mobilität: in jedem Bereich brauche es Innovationen, um weiter voranzukommen.
Die vier Innovationsarten
Die Wissenschaft unterscheide vier Arten von Innovationen, erklärte Dieter Spath:
- Die inkrementelle Innovation, zu der beispielsweise große Softwaresysteme und komplexe Telekommunikationsprodukte gehören, verbessert bestehende Technik in kleinen Schritten, um aus Wettbewerbsgründen am Markt bestehen zu können.
- Die bedürfnisinduzierte Innovation, wie zum Beispiel Billigflieger, Autoleasing und Betreibermodelle, fördert neue Geschäftsmodelle für bereits bekannte Technologien.
- Die technologieinduzierte Innovation, wie mp3 und LED-Licht, findet neue Lösungen für bekannte Bedürfnisse.
- Die radikalste Form ist die disruptive Innovation, wie etwa bei der Digitalfotografie, die mit neuen Technologien neuen Kundenbedürfnissen begegnet.
Innovationen brauchen Schlüsseltechnologien
Schlüsseltechnologien, wie zum Beispiel die Photonik, Mikrosystem-, Werkstoff und Produktionstechnik, seien Treiber für Innovationen und die Grundlage für neue Produkte und Verfahren, so Dieter Spath. Wichtige Anwendungsbereiche dafür seien Automobil, Medizintechnik, Maschinenbau und Logistik. Die Digitalisierung spiele dabei eine entscheidende Rolle: Prognosen besagen, dass bis zum Jahr 2025 eine Billionen Objekte im Internet vernetzt sein werden. Außerdem erfolgten technologische Durchbrüche zunehmend schneller und auch die Adaption neuer Technologien beschleunige sich stetig.
Forschung in die Praxis und umgekehrt –
das ist eine wichtige Voraussetzung für innovative Erkenntnisse!
Chat-Beitrag eines per Zoom zugeschalteten Gastes
Schlüsseltechnologien brauchen Forschung
Dieter Spath zeigte am Beispiel der Erfolgsgeschichte von mp3 den Weg von einer zukunftsweisenden Technologie zu einem weltweiten Standard. Das ursprüngliche Ziel dieser Innovation war die Verkleinerung des Abspielgeräts. Doch in Folge dieser Entwicklung wurden schließlich ganz neue Abspielgeräte mit völlig neuen Funktionen, zum Beispiel eine Drehscheibe für das Auswahlverfahren oder Musikverwaltungsprogramme, entwickelt. Dadurch eröffneten sich neue Möglichkeiten.
acatech Mitglied Karlheinz Brandenburg von der TU Ilmenau, der zusammen mit weiteren Fachleuten das mp3-Verfahren zur Audiokompression entwickelt hat, nahm an der Veranstaltung teil und wirkte an der anschließenden Diskussion mit. Die mehr als 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich mit Fragen und Kommentaren im Chat, der von Claus Lüdenbach und Christof Schulz, vhs.wissen live, moderiert wurde.