Wissenschaft im Wirtshaus: Science Slam zum Thema Arbeitswelten der Zukunft
München, 13. November 2018
Im Rahmen der 18. Münchner Wissenschaftstage luden acatech und die Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW) am 13. November zum Science Slam ins Wirtshaus am Bavariapark nach München ein. In kurzen Vorträgen präsentierten Slammer und Slammerinnen dem Publikum ihre Forschung, Erlebnisse und visionären Ideen rund um das Thema Arbeit. Der Poetry Slammer Jaromir Konecny führte durch den Abend.
Science Slams laufen meist nach ähnlichen Regeln ab: Die Slammer haben einige Minuten, um die Aufmerksamkeit und die Herzen des Publikums zu gewinnen, Beamer-Präsentationen, Requisiten oder Live-Experimente sind als Hilfsmittel erlaubt und neben den Inhalten zählt die beste Performance. Zum Schluss dann bestimmt das Publikum, wer als Sieger nach Hause geht.
Als erster stellte sich beim Science Slam von acatech und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) am 13. November in München Matthias Mader (Max-Plank-Institut für Quantenoptik) mit seinem Vortrag „Arbeit als Grundlage des neuen Kilogramms“ dem Publikum. Anschließend brachte André Kovac (selbständiger Softwareentwickler) mit seinem Vortrag „Eine chinesische Speisekarte in zehn Minuten erklärt“ den Zuhörerinnen und Zuhörern auf unterhaltsame und humoristische Weise die Grundlagen der chinesischen Sprache näher. Zum Grundverständnis der Sprache müsse man wissen, dass es im chinesischen über 100.000 Zeichen, knapp 400 Silben und 214 Radikale gäbe, so Kovac. Die Radikale würden helfen, eine Vielzahl an Zeichen zu verstehen, ohne alle Zeichen einzeln lernen zu müssen. Die Radikale befänden sich auf der linken Seite der Zeichen und gäben Hinweise auf die Bedeutung, während der rechte Teil einen Hinweis auf den Klang gäbe. In seinem Vortrag stellte Kovac das Radikal für „Wasser“, das für alles flüssige, wassermäßige steht sowie das Radikal für „Vogel“ vor und ermöglichte dem Publikum damit, in einer chinesischen Speisekarte sowohl alle Suppen als auch alle Gerichte mit Huhn zu identifizieren.
Sebastian Schlagenhaufer (Physiker, Kabarettist und Leiter der Stadthalle in Grafing) referierte zum Thema „Weltraumschrott – die Ressource des Raums im Raum“. Gefolgt von Klaus Kornwachs (Universität Ulm), der sich als Technikphilosoph mit der Frage „Haben wir die Technik, die wir brauchen und brauchen wir die Technik, die wir haben?“ beschäftigte. In seinem Vortrag „(In) Zukunft ohne Arbeit“ buchstabierte er zusammen mit dem Publikum „ARBEIT“ neu: „A“ wie Anstrengung, „R“ wie Recht, „B“ wie Belohnung, „E“ wie Einkommen, „I“ wie Identität und „T“ wie Teilhabe. Anhand der Begriffe führte er aus, welche Bedeutung die Arbeit für jeden Einzelnen hat und welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeit bis heute hatte und für die Zukunft haben wird. Digitalisierung sei die Weiterentwicklung der Automatisierung – und damit die Automatisierung der Automatisierung, so Kornwachs.
Katharina Schüller (Statistikerin und Mathematikerin) schließlich erklärte in ihrem Beitrag „Culture eats data for breakfast“, warum Datenstrategien oftmals scheiterten. Data Science wecke hohe Erwartungen, aber manche träumten vom Blick in die Zukunft mit Daten aus der Vergangenheit. Für Katharina Schüller wie Autofahren mit dem Blick in den Rückspiegel: funktioniert höchstens auf geraden Straßen. Datenstrategien scheiterten auch, weil Entscheidungen schon feststünden, bevor die Analyse begonnen habe.
Das Publikum bestimmte per Applaus die Sieger: André Kovac und Katharina Schüller, die jeweils einen Plüsch-Roboter als Trophäe mit nach Hause nahmen.