Wettbewerb um Best Practices zur weiteren Verbesserung der Ingenieurpromotion

© Nima j72 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hörsaal_H02_der_RWTH_Aachen_bei_der_Wissenschaftsnacht_am_10.11.2017_2.jpg), „Hörsaal H02 der RWTH Aachen bei der Wissenschaftsnacht am 10.11.2017 2“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode
Hintergrund
„Hohe Qualität und hohes Ansehen im In- und Ausland, aber noch Verbesserungspotenzial“, so lässt sich eine acatech Studie zur Ingenieurpromotion an deutschen Universitäten aus dem Jahr 2008 zusammenfassen. Die Studie zeigte, dass promovierte Ingenieurinnen und Ingenieure zwar hervorragend für Führungsaufgaben in Wissenschaft und Wirtschaft qualifiziert sind. Dennoch gab es an einigen Stellen Optimierungsbedarf – beispielsweise bei der Auswahl von Promotionskandidatinnen und -kandidaten, bei deren Betreuung und der Promotionsdauer, beim Erwerb außerfachlicher Qualifikationen, der Erhöhung des noch immer sehr geringen Frauenanteils sowie bei der Internationalisierung der Ingenieurpromotion. Vor diesem Hintergrund hatte acatech damals Empfehlungen mit konkreten Verbesserungsvorschlägen ausgesprochen.
Der Wettbewerb
Zwei Jahre nach Veröffentlichung der acatech Empfehlungen zur Zukunft der Ingenieurpromotion sollte nun überprüft werden, inwiefern diese umgesetzt wurden und sich die Qualität der Ingenieur-promotion tatsächlich verbessert hat. Daher suchte acatech im Herbst 2010 gemeinsam mit TU9, ARGE TU/TH und 4ING im Rahmen eines deutschlandweiten Wettbewerbs besonders gelungene Umsetzungsbeispiele in den folgenden Kategorien:
- Auswahl von Kandidaten und Kandidatinnen, Betreuung, Ablauf und Dauer der Promotion
- Unterrepräsentierte Doktorandengruppen
- Erwerb von außerfachlichen Qualifikationen/Schlüsselqualifikationen
- Internationalisierung
- Neue Modelle der Promotionsförderung
- Sonderpreis für einen Lösungsansatz für mehrere Handlungsfelder oder für eine be-sonders originelle Idee
Das Ergebnis
Eingereicht wurden von Universitäten – teilweise in Kooperation mit Industrieunternehmen – 28 Best-Practice-Vorschläge und neue Konzepte, die von einer unabhängigen, achtköpfigen Jury begutachtet wurden. Das Ergebnis: Es gibt an deutschen Hochschulen inzwischen viele gute Lösungsansätze, um die Qualität der Ingenieurpromotion weiter zu verbessern. Die sechs besten wurden am 24. Mai 2011 in Berlin auf dem Symposium „Ingenieurpromotion – Stärken und Qualitätssicherung“ vorgestellt und mit jeweils 5.000 Euro ausgezeichnet.
Die Gewinner
Fakultät für Maschinenbau, TU Braunschweig
Die Fakultät für Maschinenbau der TU Braunschweig überzeugte mit ihrem „Strukturierten Doktorat“, in dem die Assistenzpromotion mit Elementen eines modernen Personalmanagements und mit einheitlichen Betreuungsstandards ausgestaltet wurde. Ein „Braunschweiger Betreuungskodex“ garantiert unter anderem regelmäßige wissenschaftliche und Personalentwicklungsgespräche, Potenzialanalysen, Weiterbildungsmaßnahmen und eine neutrale Schlichtungsstelle bei Problemen. Die regelmäßig evaluierten und weiterentwickelten Standards wurden als innovatives, erfolgreiches und auf andere Hochschulen übertragbares Modell prämiert.
Institut für Textiltechnik, RWTH Aachen
Unterrepräsentierte Doktorandengruppen werden am Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen besonders gut unterstützt. Das Institut setzt einerseits Maßstäbe bei der Vereinbarkeit von Promotion und Familie. Die Beratung schwangerer Doktorandinnen, ihre Unterstützung bei der Suche nach einer Kindertagesstätte, die ausdrückliche Möglichkeit der Elternteilzeit und familienfreundliche Arbeitsbedingungen sind am Aachener Institut Standard. Organisatorische Hilfe, Sprachkurse und die Freistellung von Nebenaufgaben sichern andererseits einen stabilen Anteil an Promovierenden mit Migrationshintergrund.
GSaME, Universität Stuttgart
Die Graduate School of advanced Manufacturing Engineering (GSaME) der Universität Stuttgart unterstützt vorbildlich den Erwerb von Schlüsselqualifikationen, Interdisziplinarität sowie den Wissens- und Technologietransfer. Hierfür sorgt unter anderem das duale Prinzip, das in innovativer Weise auf die Promotion übertragen wurde: In Kooperation mit nationalen und internationalen außeruniversitären und industriellen Partnern wird ein Wechsel von theoretischen Ausbildungsphasen und praktischer Forschertätigkeit ermöglicht. Die Theoriephasen bieten individuell vereinbarte Qualifizierungsbausteine, die Praxisphasen hingegen Einblicke in betriebliche Prozesse und Forschung „vor Ort“.
Bremer Forschungsverbund LogDynamics
Die Graduate School of advanced Manufacturing Engineering (GSaME) der Universität Stuttgart unterstützt vorbildlich den Erwerb von Schlüsselqualifikationen, Interdisziplinarität sowie den Wissens- und Technologietransfer. Hierfür sorgt unter anderem das duale Prinzip, das in innovativer Weise auf die Promotion übertragen wurde: In Kooperation mit nationalen und internationalen außeruniversitären und industriellen Partnern wird ein Wechsel von theoretischen Ausbildungsphasen und praktischer Forschertätigkeit ermöglicht. Die Theoriephasen bieten individuell vereinbarte Qualifizierungsbausteine, die Praxisphasen hingegen Einblicke in betriebliche Prozesse und Forschung „vor Ort“.
Kooperative Promotion, Universität Erlangen-Nürnberg
Ein wegweisendes Modell der Promotionsförderung hat die Universität Erlangen-Nürnberg im Bereich der Kooperativen Promotion realisiert. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden nach bestandener Eignungsprüfung als Mitglied der fakultätsinternen Graduiertenschule aufgenommen. Dort profitieren sie unter anderem von einem Qualifizierungsprogramm mit Zusatzzertifikaten, einer regelmäßigen Betreuung, punktuellen Arbeiten an der Universität und von einer Zweitbegutachtung der Dissertation von Fachhochschulseite. Voraussetzung ist eine gemeinsame Forschungsaktivität mit der jeweiligen Fachhochschule sowie die Sicherstellung eines forschungsadäquaten Arbeitsumfeldes.
Kooperative Promotion, Universität Erlangen-Nürnberg
TUM Graduate School, TU München
Einen hohen Maßstab in der nationalen und internationalen Promotionslandschaft setzt die TUM Graduate School der TU München. Als fakultätsübergreifender Service schafft sie einheitliche Quali-tätsstandards und gibt dennoch Freiraum für Fächerspezifika. Durch die hochschulweite und präsi-diale Verankerung der Graduiertenschule wird der hohe Stellenwert der Promotion auch institutionell gewürdigt.
Vorgegeben werden Qualifizierungsmodule mit fachlichen und überfachlichen Anteilen, Vernet-zungsmöglichkeiten, internationalen Phasen, Veröffentlichungsstandards und strukturierenden Ele-menten. Hinzu kommen vielfältige Beratungsleistungen, Gender- und Diversitymaßnahmen sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten
Die Jury
- Carola Feller (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V.)
- Prof. Dr. Horst Hippler (Karlsruher Institut für Technologie)
- Dr. Helga Lukoschat (Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin)
- Prof. Dr.-Ing. Manfred Nagl (RWTH Aachen)
- Prof. Dr.-Ing. Günther Pritschow (Universität Stuttgart)
- Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel (TU Darmstadt)
- Prof. Dr. Peter Strohschneider (Ludwig-Maximilian-Universität München)
- Prof. Dr.-Ing. Michael Zäh (TU München)
Mitglieder der Projektgruppe
- Prof. Dr. sc. tech. Dr. h. c. Horst Hippler
Karlsruher Institut für Technologie - Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Manfred Nagl
RWTH Aachen - em. Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Günter Pritschow
Universität Stuttgart - Prof. Dr.-Ing. Michael Friedrich Zäh
Weiterführende Informationen