Fracking pro & contra: Bürger und Wissenschaftler im Dialog
München, 22. Oktober 2015
Ist Fracking eine Energieoption in Deutschland? Darüber diskutierten am 21. Oktober Münchner Bürgerinnen und Bürger mit Experten aus der Wissenschaft. Als sogenannter Fishbowl ermöglichte die Veranstaltung im Rahmen des Bayerischen Zukunftsforums den direkten Dialog jenseits verhärteter Fronten.
Beim Hydraulic Fracturing, umgangssprachlich Fracking, wird mithilfe von Druck, Wasser, Sand und teils Chemikalien Erdöl, Erdgas oder Erdwärme aus tiefen Gesteinsschichten gewonnen. Die Technologie ist umstritten: Gegner warnen vor Umwelt- und Gesundheitsrisiken. Befürworter dagegen halten die Risiken für beherrschbar und sehen Fracking als wichtige Option für die Versorgungssicherheit und eine stärkere Unabhängigkeit von Rohstoffimporten.
In den Räumen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nutzten rund 100 Münchner Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit zur Diskussion mit Rolf Emmermann (acatech, Bayerische Akademie der Wissenschaften – BAdW), Ulrich Wagner (BAdW) und Werner Zittel (Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH). Dabei saßen sie buchstäblich auf Augenhöhe mit den Fachleuten, denn es gab kein Podium: Wer sich in die Diskussion einschalten wollte, nahm auf einem der freien Stühle im Innenkreis des sogenannten Fishbowls Platz und kam mit den Experten ins Gespräch. So verschwand die Trennung zwischen Rednern und Zuhörern.
Völlige Einigkeit brachte die Diskussion nicht, doch sie ermöglichte einen offenen Dialog: „Ich habe viel gelernt über die unterschiedlichen Einstellungen und Argumente der Menschen gegenüber dem Hydraulic Fracturing“, sagte Rolf Emmermann. Er leitet eine acatech Projektgruppe, die Chancen und Risiken der Technologie untersucht hat. „Es war gut, das direkte Gespräch zu suchen. So wurde eine sachliche Diskussion jenseits verhärteter Fronten möglich.“
Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Bayerisches Zukunftsforum“. Dort bringen acatech und die BAdW Themen aus Wissenschaft und Technik in die öffentliche Diskussion. Sie laden zu unterschiedlichen wissenschaftlichen und öffentlichen Veranstaltungsformaten ein. Der Abend zum Fracking fand in Kooperation mit der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften) statt.
acatech hatte im Sommer eine Position zum Hydraulic Fracturing veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kommt, dass ein generelles Verbot der Technologie wissenschaftlich und technologisch nicht zu begründen ist. Sie sollte jedoch strengen Sicherheitsstandards folgen, die acatech in einen Katalog von Best-Practice-Maßnahmen zusammenfasst. Ebenso spricht sich acatech für den frühzeitigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern aus.