Herausforderungen der Logistik-Branche stehen im Fokus der acatech Senatsveranstaltung
München, 5. Juli 2013
Der Aufbruch ins Zeitalter der Industrie 4.0 stellt höchste Ansprüche an den Transportsektor, der sich zu einer echten High-Tech-Branche entwickelt. Deshalb beleuchtete der Senat von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften auf seiner Sitzung am 5. Juli 2013 die Perspektiven der Logistik. Führende Experten unterschiedlicher Verkehrsträger zeichneten ein vielschichtiges Bild der Herausforderungen an die Transportunternehmen.
acatech Präsident Henning Kagermann skizzierte nach der Einführung des Senatsvorsitzenden Ekkehard Schulz und einem Grußwort von Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied der Munich Re, die Arbeitsergebnisse der Akademie in den zurückliegenden zwölf Monaten: Allein mit acht Positionspapieren wandte sich acatech an Politik und Gesellschaft. Zugleich bereitete die Akademie den fünften Innovationsdialog vor – im März diskutierte die Bundesregierung mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft über die Innovationspotenziale für Wertschöpfung und Beschaffung durch Digitalisierung. Mit der Gründung des Nationalen MINT Forums wurde eine zentrale Forderung der Akademie verwirklicht.
Aufbruchsstimmung verbreitete das von acatech vorangetriebene Zukunftsprojekt Industrie 4.0, auf das acatech Präsident Henning Kagermann näher einging. Die vierte industrielle Revolution integriert ganze Wertschöpfungsnetzwerke in Echtzeit. Die daraus resultierenden Herausforderungen an die Logistik skizziert acatech in der Position „Menschen und Güter bewegen“, die unter anderem einen digitalen Logistik- und Mobilitätsatlas als Grundlage zielgerichteter Investitionen im Güterverkehr empfiehlt. Michael ten Hompel, Sprecher des acatech Projekts „Menschen und Güter bewegen“, betonte die steigende Komplexität von Lieferprozessen im Zeitalter des Internethandels. Logistikprozesse würden zunehmend dezentralisiert und individualisiert. Die steigende Komplexität lasse sich mit Hilfe von Logistik- und Business-Software, Cloud-basierten Diensten und kollaborativen Geschäftsprozessen beherrschen.
Doch welche Herausforderungen ergeben sich für die einzelnen Transportsektoren? Darüber diskutierte – moderiert von acatech Vizepräsident Jürgen Gausemeier – der Senat. Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft beleuchteten Zukunftsperspektiven des Transportsystems aus Sicht der unterschiedlichen Verkehrsträger. Schiff- und Luftfahrt standen ebenso auf der Agenda wie der Schienen- und Straßenverkehr. Einblicke in die Praxis gewährten:
- Erich Staake, Vorsitzender des Vorstands Duisburger Hafen AG
- Raimund Klinkner, Vorsitzender des Vorstands Bundesvereinigung Logistik e.V.
- Herbert Kohler, Leiter Forschungs- und Vorentwicklungsdirektion Daimler AG
- Volker Kefer, Mitglied des Vorstands Deutsche Bahn AG
- Carsten Spohr, Mitglied des Vorstands Lufthansa AG
- Tobias Meyer, Leiter des Zentralbereichs Konzernentwicklung Deutsche Post AG.
Die Beiträge unterstrichen aus unterschiedlichen Perspektiven, dass die Logistik sich zu einer echten High-Tech-Branche entwickelt. Darin liegt eine große Herausforderung, insbesondere für die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen in diesem Bereich. Die steigende Komplexität ist schon heute greifbar, weil der Anteil an individuellen Lieferungen durch den Internetversandhandel bereits stark ansteigt und sich die Erwartungen der Konsumenten in Richtung „Same Day Delivery“ (Warenlieferung am Tag der Bestellung) entwickeln.
Zum abendlichen Empfang im Comité-Hof der Münchner Residenz begrüßte der Bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie Martin Zeil die zahlreichen Gäste und unterstrich die Bedeutung von acatech für den Wissenschafts- und Technologiestandort Bayern. In seiner Dinner-Speech über Trends der Neurobiologie und Kognition spannte Henning Scheich, Leiter der Abteilung Akustik, Lernen, Sprache am Leibniz-Institut für Neurobiologie, den Bogen zwischen Technik, Gehirn und Geist.