acatech am Morgen: Parlamentarisches Frühstück zum Thema nachhaltiges Bauen und Wohnen

Berlin, 5. Oktober 2023
Das Heizungsgesetz bestimmte die öffentliche Debatte der letzten Wochen und Monate. Doch was denken die Deutschen über bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz wirklich? Und warum kommen digitale Innovationen nur schleppend auf dem Bau und in der Stadtentwicklung an? Im Bundestag diskutierten am 28. September Bundestagsabgeordnete und Mitarbeitende aus Abgeordnetenbüros das TechnikRadar 2023 von acatech, Körber-Stiftung und ZIRIUS – Zentrum für interdisziplinäre Risikoforschung der Universität Stuttgart. acatech Präsident Jan Wörner stellte im Rahmen von „acatech am Morgen“ zudem das Plattformprojekt Bauen und Wohnen vor, das voraussichtlich im Dezember startet.
Der Bundestagsabgeordnete Kai Gehring, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, betonte eingangs die Bedeutung der Technikfolgenabschätzung für die Akzeptanz neuer Technologien in der Gesellschaft. Das TechnikRadar als regelmäßige Repräsentativbefragung leiste vor diesem Hintergrund einen wichtigen Beitrag zu einer ausgewogenen Debatte.
Seit 2018 fragt das TechnikRadar von acatech, Körber-Stiftung und ZIRIUS – Zentrum für interdisziplinäre Risikoforschung der Universität Stuttgart regelmäßig die deutsche Bevölkerung danach, was sie über Technik denkt. Projektleiter Ortwin Renn stellte die Ergebnisse der aktuellen Erhebung vor. Er legte dar, dass der Nutzen von Erneuerbaren Energien, aber auch von der Sanierung von Gebäuden und der Einsatz nachhaltiger Baustoffe in der Bevölkerung besonders positiv gesehen werden. Zugleich zeigen die Befragten im Vergleich etwa zu Gesundheitsdaten eine deutlich größere Bereitschaft, ihre Mobilitäts-, Energie- und Gebäudedaten zu teilen. Befürwortet wird von einer übergroßen Mehrheit der Deutschen nicht zuletzt die Nutzung nachhaltiger Baustoffe – ein Ergebnis des aktuellen TechnikRadars, an das das neue acatech Plattformprojekt Bauen und Wohnen nahtlos anknüpfen soll. Die anschließende Diskussion zeigte auf, wie entscheidend es ist, die tatsächliche vorhandene Bereitschaft in der Bevölkerung bei politischen Entscheidungen zu berücksichtigen – in manchem Themenfeldern der digitalen Transformation scheinen Bürgerinnen und Bürger offener zu sein, als es in mancher Berichterstattung wirke.
Das acatech Projekt Bauen und Wohnen setzt auf drei Bausteine: Den Themenkomplex „Baustoffe, Konstruktion und Energie“, die Stadt- und Quartiersentwicklung sowie die Umsetzung und Skalierung, erklärte acatech Präsident Jan Wörner. acatech wolle mit dem Projekt dabei helfen, den Innovationsstau in der Bauwirtschaft zu lösen. Besonders wichtig sei es, den Transfer von Projektergebnissen auf jeder Ebene mitzudenken und den Praxisbezug anhand von Prototypen oder Reallaboren sichtbar zu machen. Ebenso seien, wann immer möglich, Querschnittsthemen gemeinschaftlich zu bearbeiten. Denn ein entscheidender Faktor für den Erfolg des nachhaltigen Bauens und Wohnens liege in der Einbeziehung der Bevölkerung durch eine aktive Trägerschaft von Bürgerinnen und Bürgern.
In seinem Schlussstatement bedankte sich Kai Gehring für die wichtigen Impulse von acatech. Er werde sich dafür einsetzen, dass die öffentliche Hand bei der Umsetzung als Pionier vorangehe und häufiger auf Prototypen zurückgreife, um der Bevölkerung den Nutzen innovativer Techniken und Technologien aufzuzeigen. Das gelte für Sanierungen genauso wie für Neubauten.