acatech Expertinnen und Experten diskutieren neue Wege für Qualifizierung
München, 9. Juli 2021
Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt: Einige Berufe, in denen vor allem Menschen mit Qualifizierungsrückständen tätig sind, werden auf absehbare Zeit verschwinden. Um diesen Beschäftigten eine Perspektive zu bieten, müssen neue Wege der Qualifizierung beschritten werden. In einem acatech Workshop am 8. Juli haben führende Bildungs- und Sozialforschende Möglichkeiten ausgelotet und diskutiert.
Die Corona-Pandemie hat Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt zur Folge gehabt. So haben sich beispielsweise viele Beschäftigte in der Gastronomie in der Zeit des Lockdowns nach Jobalternativen umgesehen – jetzt, nach den Lockerungen, fehlt es in Bars und Restaurants an Personal.
Ganz unabhängig von der Pandemie bringt auch die Digitalisierung seit einigen Jahren Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt mit sich: Durch Automatisierung, den Einsatz von Robotern oder Künstlicher Intelligenz werden Beschäftigte teils entlastet, teils fallen bestimmte Arbeitsaufgaben vollständig weg. Im Zuge der digitalen Transformation der Arbeitswelt werden in allen Branchen Jobs verschwinden, da sind sich Expertinnen und Experten sicher. Auch Anpassungsqualifizierungen werden sie nicht erhalten können. Vor allem Tätigkeiten und Berufe, die aktuell von Menschen mit Qualifikationsrückständen – also Menschen, die über keine Fachausbildung verfügen – ausgeübt werden, gelten als betroffen.
Um zu diskutieren, wie gerade jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne Fachausbildung ein qualifizierter Einstieg in das Berufsleben gelingen kann, welche Möglichkeiten wir als Gesellschaft Menschen mit Qualifikationsrückständen bieten sollten und wie wir unser (schulisches) Bildungssystem vor diesem Hintergrund anpassen müssen, hat acatech am 8. Juli den Workshop „Neue Wege für Qualifizierung schaffen“ durchgeführt. Zu den Teilnehmenden gehörten neben Kristina Reiss, Sprecherin des acatech Arbeitskreises Bildung, und Dieter Spath, ehemaliger acatech Präsident und HR-Kreis-Mitglied, auch führende Bildungs- und Sozialforschende wie Olaf Köller, Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) oder Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).
„Wir müssen vor allem junge Menschen mitnehmen und sie beim Einstieg ins Berufsleben unterstützen. Dies kann zum Beispiel durch ein förderliches Schulsystem gelingen, das berufspropädeutisch früh ansetzt, das aber auch modulare Angebote zur Qualifizierung für diejenigen bereitstellt, die sich erst später weiterbilden können und wollen“, erklärt Kristina Reiss.
Weitere Vorschläge sowie die Ergebnisse des Workshops sollen in einem Kurzpapier zusammengefasst und im Herbst 2021 veröffentlicht werden.