Digitale Transformation der Arbeit: „Wir müssen die Begeisterung der Beschäftigten ‘engineeren’“
München, 23. November 2023
Zeitenwende in der Arbeitswelt? Bei der #FutureWorkDebatte am 15.11. diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft die jüngst vom HR-Kreis erarbeiteten Thesen, die sich mit den Auswirkungen aktueller Entwicklungen auf die Arbeitswelt beschäftigen. Die Schlussfolgerung am Ende der Diskussion: Es braucht mehr Menschzentrierung bei der digitalen Transformation der Arbeit.
Die Zeiten sind dynamisch: Defossilisierung, Demografischer Wandel, Deglobalisierung und Digitalisierung setzen die deutsche Wirtschaft zunehmend unter Druck. „Wollen wir wirtschaftliche Leistungskraft und Wohlstand erhalten, müssen wir diese Zeitenwende gestalten“, forderte acatech Präsidiumsmitglied und HR-Kreis-Co-Gastgeber Frank Riemensperger in seiner Einführung bei der #FutureWorkDebatte am 15.11. Vor allem die digitale Transformation der Arbeitswelt müsse man neu denken: „Zuerst müssen wir die Begeisterung der Beschäftigten ‘engineeren’ und erst dann an Prozessen und Technologien ansetzen“, so Frank Riemensperger.
Verena Nitsch, Lehrstuhlinhaberin und Direktorin des Instituts für Arbeitswissenschaft (IAW) an der RWTH Aachen University, pflichtete ihm bei und forderte vor diesem Hintergrund, bei der Einführung neuer Technologien in Unternehmen die Perspektive der Beschäftigten stärker zu berücksichtigen. „Menschzentrierte Ansätze der Arbeitsgestaltung“ seien gefragt, Mitarbeitende müssten frühzeitig in Veränderungsprozesse eingebunden werden – dann könne die für eine erfolgreiche digitale Transformation so notwendige Begeisterung entstehen, selbst bei so kontrovers diskutierten Technologien wie Künstlicher Intelligenz.
Dass KI und andere digitale Technologien weiter für große Veränderungen in der Arbeitswelt sorgen werden, ist unstrittig. Das betonte auch Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): „Immer mehr Tätigkeiten lassen sich mithilfe moderner Technologien automatisieren. Dies betraf zunächst Routinetätigkeiten, aber inzwischen auch komplexere Tätigkeiten. Davon sind Männer bislang potenziell stärker betroffen als Frauen.“ Im technologischen Fortschritt liegt aber auch eine Chance: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden in den kommenden Jahren altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Technologien können dabei helfen, das Produktivitätslevel trotzdem zu halten.
Diese positiven Effekte auf die Produktivität und die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen stellen sich jedoch nur ein, wenn Unternehmen auch eine entsprechende Kultur schaffen – eine Kultur, in der eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Betriebspartnern möglich ist und zudem Führungspersonal und Beschäftigte ermutigt werden, die digitale Transformation voranzutreiben und Veränderungen als Role Models vorzuleben. So forderte es Corinna Schittenhelm, Vorstand Personal und Arbeitsdirektorin bei der Schaeffler AG.
Am Ende der Diskussion stellte Moderator Frank Riemensperger fest: „Status Quo ist keine Option. Ein Hebel alleine wird es nicht richten. Wir müssen alle Hebel gleichzeitig ziehen und brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Stakeholder – Unternehmen, Politik, Mitbestimmung und Gesellschaft.“
Mitschnitt der Veranstaltung
Über die Debattenreihe Fit for Future Work
Wie gute Zusammenarbeit funktionieren kann und wie die Digitalisierung vom Schreckgespenst und mutmaßlichen Jobkiller zur Chance für gute Arbeit werden kann, bringen aktuelle Impulse des HR-Kreises auf den Punkt. In seiner Debattenreihe „Fit for Future Work“ stellt der HR-Kreis seine Thesen öffentlich zur Diskussion. Aktuelles und Positionen rund um die Debattenreihe in den sozialen Medien:
#FutureWorkDebatte