Digitalisierung und Nachhaltigkeit – wo die Twin Transformation bereits gelingt
München, 17. November 2023
Kann Digitalisierung ein Katalysator für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen sein? Oder zählt sie etwa wegen des hohen Energiebedarfs selbst zum Problem? Wie die Doppelte Transformation – also Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam – gelingen kann und was Unternehmen hier bereits erreichen: Das haben die IHK München und Oberbayern mit acatech im Rahmen der Veranstaltung „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ gezeigt. Das Fazit: Die Potenziale sind vielfältig, die Beispiele machen Mut. Es braucht aber noch mehr Vernetzung und Zusammenarbeit.
Armin Barbalata, CDO und Mitglied der Hauptgeschäftsführung (IHK für München und Oberbayern) und Anna Frey, Leiterin Themenschwerpunkt Technologische Souveränität und industrielle Wertschöpfung bei acatech begrüßten die Teilnehmenden mit einem Ausblick auf die Bedeutung der Twin Transformation für die Wirtschaft.
Thomas Steiner, Wissenschaftlicher Referent bei acatech verschaffte den Teilnehmenden im Anschluss eine Einordung zu Digitainability im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld. Seine Grundlage: die acatech Digitainability-Studie zu ökologischem Wirtschaften. Aktuell setzen bereits 50 % der deutschen Unternehmen digitale Tools für eine ökologisch nachhaltige Wertschöpfung ein. Bis 2030 sind sogar bis zu 75 % möglich.
Die positiven Auswirkungen fallen aber noch häufig als Nebeneffekte an, wenn Unternehmen Maßnahmen für mehr Effizienz ergreifen. Thomas Steiners Zusammenfassung: Digitainability stärkt die Wertschöpfung, muss dafür aber strategisch implementiert werden. Bei der Effizienz sind besonders Rebound-Effekte zu vermeiden. Unternehmen müssten im Bereich Effektivität die gesamte Wertschöpfungskette aktiver einbeziehen. Und: Es braucht mehr Freiraum und Anreize für Unternehmen, damit Digitainability-Lösungen eingesetzt werden.
Zur acatech Digitainability-Studie
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Klimaneutralität – die Rolle der Produktion
Maximilian Bock, Projektmanager Technologie (ZD.B Themenplattform Digital Production and Engineering, Bayern Innovativ) hatte zentrale Details aus der Studie Vision: 2045 – Zur klimaneutralen Produktion mit Digitalisierung dabei. Die Potenziale digitaler Anwendungen sind groß. Um sie zu nutzen, müssten sich Energieerzeuger, Energienetzbetreiber und Produktionsunternehmen stärker vernetzen, damit sich die Entwicklung zur Klimaneutralität beschleunigen lässt.
Rainer Karcher, Head of Sustainability (Allianz Technology) zeigte in seiner Keynote, wie IT und Digitalisierung nachhaltiger werden können und wiederum selbst zu nachhaltigen Ergebnissen beitragen. Seine Abschlussbotschaft zur Schlüsselfunktion der Digitalisierung: „Wir müssen handeln. Wir müssen eine Veränderung erwirken. Daten sind die Grundlage für alles“, so Rainer Karcher.
Beispiele von Unternehmensseite zeigen großes Spektrum
Die darauffolgenden Beispiele aus der Wirtschaft führte den Teilnehmenden vor Augen, welche Stellschrauben Unternehmen aus verschiedenen Branchen bereits erfolgreich einsetzen und welche Erkenntnisse sich daraus für die eigenen Unternehmen ableiten lassen.
- Daniel Scholz (Footprint Intelligence) zeigte, wie Digitalisierung zu transparenten, datenbasierten Entscheidungen führt und wie sich dadurch Maßnahmen zur Dekarbonisierung gezielter auswählen und priorisieren lassen.
- Manuela Seeholzer (VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg) rückte das Potenzial der Mitarbeitermobilität in den Fokus. Das firmenbasierte Mitfahrportal SAMi ist eine einfache wie funktionale Lösung für geteilte Mobilität von Mitarbeitenden im ländlichen Raum.
- Hubert Jäger (real-cis) legte das Nachhaltigkeitspotenzial der ressourcenintensiven Bereiche Cloud Computing und Rechenzentren dar und wie daraus Chancen für wirtschaftliche Heizformen, eine Symbiose mit Photovoltaik und mehr Datensouveränität entstehen.
- Yannick Möhring (Green IT Solutions) stellte das Konzept des IT-Remarketings vor. Es hält Hardware durch datenschutzsichere Aufbereitung länger in der Nutzung, spart dadurch Emissionen und schützt Unternehmensdaten.
- Alexander Steiss (Docunout) setzte beim Papierverbrauch an. Ein digitales Dokumentenmanagement schone nicht nur Ressourcen, sondern fördere auch den Informationsfluss in Unternehmen und berücksichtige die geplante e-Rechnungspflicht.
- Andreas Gallasch (Software Factory) machte an Wasserzählern deutlich, wie sich Produkte einer Kreislaufwirtschaft zuführen lassen und wie Unternehmen dadurch zudem mehr Unabhängigkeit in der Lieferkette erlangen.
- Dennis Huschenhöfer teilte seine Details zum Konzept des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital. Durch eigene Klimacoaches als Transformationshelfer und KI-Trainer erhalten KMU hier eine individuelle Begleitung, die auf dem Weg zur Klimaneutralität 2035 unterstützt.