Expertinnen und Experten diskutieren HR-Kreis-Thesenpapier
München, 2. Februar 2023
Bei der ersten Ausgabe der #FutureWorkDebatte in 2023 standen sechs Thesen zur digitalen Transformation der Arbeit zur Diskussion. Der von acatech koordinierte HR-Kreis hatte sie im Dezember 2022 vorgelegt. Nach einer intensiven Auseinandersetzung war am Ende der Veranstaltung klar: Die Thesen sind robust genug, um eine Diskussion zur Zukunft der Arbeit entlang ihrer Kerninhalte fortzuführen.
Die sechs vom HR-Kreis vorgelegten Thesen befassen sich unter anderem mit der Rolle der Personalvorstände oder der Etablierung einer „Digital Culture“ in Unternehmen. Sie sind das Ergebnis der ersten fünf Ausgaben der im Sommer 2022 gestarteten, virtuellen Veranstaltungsreihe #FutureWorkDebatte. Bei der ersten Ausgabe des Jahres 2023 am 25. Januar stellten die beiden HR-Kreis-Gastgeber Frank Riemensperger und Henning Kagermann die Thesen nun zur Diskussion – das Stimmungsbild nach einer intensiv geführten Debatte: die Thesen sind relevant.
Sechs Thesen zur digitalen Transformation der Arbeit
- Die digitale Transformation ist ein entscheidender Baustein für neue Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und unternehmensübergreifende Zusammenarbeit.
- Zum Gelingen der digitalen Transformation bedarf es neuer Lösungsräume.
- Die Spannungsfelder der digitalen Transformation müssen aufgelöst werden.
- Personalvorstände (Chief Human Resources Officer, CHRO) werden zum Motor der Veränderungsfähigkeit im Unternehmen.
- Die „Digital Culture“ wird zur zentralen Fähigkeit für das Gelingen der digitalen Transformation.
- Lebensbegleitendes Lernen ist einer der Schlüssel, um den Wandel zu gestalten.
So wurde in These 3 des Papiers die in deutschen Unternehmen oft vorherrschende „Kultur des Bewahrens und der Risikovermeidung“ als ein zentraler Hemmschuh für den digitalen Wandel in Organisationen erkannt. Diese Kultur sei weiterhin sehr präsent und wirkmächtig, darin waren sich die Teilnehmenden am 25. Januar – darunter Oliver Suchy vom Deutschen Gewerkschaftsbund und Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen – einig. Um diese Kultur zu verändern, müssten gerade Führungskräfte den Nutzen digitaler Veränderungsprozesse unmittelbar und persönlich erleben. Führungskräfte werden damit zu authentischen Unterstützerinnen und Gestaltern des Wandels. Aber nicht nur für Führungskräfte, auch für die einzelnen Beschäftigten muss der direkte Nutzen spürbar sein und die Ziele, die mit der Veränderung erreicht werden sollen, müssen klar und transparent kommuniziert werden.
Aktuell sei die Arbeitswelt stark unter Druck, so acatech Vize-Präsident Christoph M. Schmidt: Die „drei G’s“ – Größe, Gleichzeitigkeit und Geschwindigkeit der Veränderungen – seien nicht nur für das Führungspersonal eine Herausforderung. Vor diesem Hintergrund müssen Unternehmen eine neue Fehler-Kultur einführen: Es bedarf verschiedener, paralleler Fehler-Kulturen in einem Unternehmen, um beispielsweise den Erfordernissen an die Transformation, aber auch denen an Produktionsstandards gerecht zu werden. Die Null-Fehler-Kultur, wie sie zum Beispiel in der Medizin- oder der Automobilindustrie unverzichtbar ist, müsse in den für die digitale Transformation notwendigen Experimentierräumen angepasst werden, so Sebastian Biedenkopf, Personalvorstand bei Fresenius SE & Co. KGaA.
Von der Industrie könnten nicht-industrielle Organisationen lernen, wie digitale Transformation erfolgreich funktionieren kann, so HR-Kreis-Co-Gastgeber und Moderator Frank Riemensperger. „Die Architektur der Digitalisierung muss sich in der Architektur und Kultur der Organisation wiederfinden. Kernelemente sind: Klarer Nutzen für alle, große Freiräume bei der Gestaltung der Lösung, Ermächtigung der Teams, das richtige zu entscheiden.“ Nur dann könnten Beschäftigte die digitale Transformation erfolgreich und in ihrem Sinne gestalten.
Positive Beispiele dafür gebe es bereits viele – allerdings seien diese noch zu wenig bekannt, hieß es aus der Runde. Für eine noch breitere Nutzendiskussion im Zusammenhang mit der Digitalisierung müsse eine größere Öffentlichkeit dafür hergestellt werden – eine Aufgabe, der sich der HR-Kreis auch in Zukunft widmen wird.
Mitschnitt der Veranstaltung
Über die Debattenreihe Fit for Future Work
Wie gute Zusammenarbeit funktionieren kann und wie die Digitalisierung vom Schreckgespenst und mutmaßlichen Jobkiller zur Chance für gute Arbeit werden kann, bringen aktuelle Impulse des HR-Kreises auf den Punkt. In seiner Debattenreihe „Fit for Future Work“ stellt der HR-Kreis seine Thesen öffentlich zur Diskussion. Aktuelles und Positionen rund um die Debattenreihe in den sozialen Medien:
#FutureWorkDebatte