HR-Kreis Jahreskonferenz: Technologie, Organisation und Mensch im Dreiklang
München, 19. Oktober 2023
Bei der Jahreskonferenz des HR-Kreises kamen Mitte Oktober in Berlin Personalvorstände mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Mitbestimmung zusammen und diskutierten die zentralen Handlungsfelder der digitalen Transformation. Dabei wurde deutlich: Wenn technologischer Wandel in Organisationen funktionieren soll, muss zunächst organisationaler Wandel her – und mehr Mut zur Veränderung.
Seit fast zehn Jahren beschäftigt sich der HR-Kreis von acatech mit der digitalen Transformation der Arbeit. Das Forum, dem Personalvorstände technologieorientierter Unternehmen sowie Fachleute aus der Wissenschaft angehören, kam nun auf Einladung von acatech Präsident Jan Wörner und acatech Präsidiumsmitglied Frank Riemensperger im Oktober in Berlin zur ersten Jahreskonferenz zusammen. Die Veranstaltung fand unter dem Titel „Digitale Transformation: Mensch und Organisation als Erfolgsfaktoren“ statt. Im Zentrum standen die Thesen und Ergebnisse, die der HR-Kreis im Zuge der #FutureWorkDebatte, einer virtuellen Diskussionsreihe, in den vergangenen eineinhalb Jahren erarbeitet hat.
In seiner Begrüßung wies acatech Präsident Jan Wörner darauf hin, dass es keine pauschale Verwendung des Begriffs „Zukunft der Arbeit“ geben könne. Vielmehr müsse man von „Zukünften“ sprechen, die in verschiedenen Bereichen zu gestalten wären. Um das bewerkstelligen zu können, bedürfe es in erster Linie einer qualitativ hochwertigen MINT-Ausbildung.
In seinem Impuls ging HR-Kreis-Co-Gastgeber und acatech Präsidiumsmitglied Frank Riemensperger auf den Dreiklang von Technologie, Organisation und Mensch ein und skizzierte damit den Rahmen für die Diskussionen des Tages. Dabei fokussierte er einerseits auf die Notwendigkeit, frühzeitig jene Technologien zu erkennen, die Einfluss auf Geschäftsmodelle haben werden. Zugleich gab er jedoch zu bedenken, dass die Anwendung dieser Technologien sowohl die Befähigung der Mitarbeitenden erfordere als auch eine Anpassung der Organisationen. Zu häufig scheitere die digitale Transformation der Arbeit noch an den Organisationen und nicht an den Beschäftigten. Entsprechend forderte er mehr Mut zur Veränderung: „Wir brauchen neue Lösungsräume und eine Digital Culture, die die Menschen begeistert!“
Begeisterte und motivierte Beschäftigte sind wichtig, damit das Lebensbegleitende Lernen – ein wichtiger Schlüsselfaktor in der digitalen Transformation – funktioniert. Das wurde auch in der anschließenden Keynote von Stefan Asenkerschbaumer, Aufsichtsratsvorsitzender der Robert Bosch GmbH, deutlich. Weil die technologische Entwicklung so rasant verlaufe, werde es immer wichtiger, den Mitarbeitenden Zugang zu Qualifizierungsangeboten und selbstbestimmtem Lernen zu ermöglichen.
Um Begeisterung für Weiterbildung bei den Menschen zu wecken, müsse man als Unternehmen wiederum an der Glaubwürdigkeit arbeiten. Darüber herrschte im darauffolgenden Panel, an dem auch acatech Präsident Thomas Weber teilnahm, weitestgehend Einigkeit. Man müsse Antworten darauf haben, welchen Zweck ein Unternehmen hat, welche Werte es verkörpert und wie man mit Widersprüchen umgeht.
Die digitale Transformation verändert Organisationen und sorgt vor diesem Hintergrund auch für Verunsicherung auf Seiten der Beschäftigten. Ausgehend davon schilderte Claudia Bogedan, Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung, in ihrer Keynote, wie wichtig es ist, die Transformation gemeinsam zu gestalten. Auch in der anschließenden Diskussionsrunde verständigte man sich darauf, dass es wichtig sei, Beschäftigte bei der Einführung neuer Technologien frühzeitig einzubinden, sich dabei von klassischen Rollenverhältnissen und Führungskulturen zu lösen und die Verbreitung falscher Narrative zu Themen wie Digitalisierung oder KI zu verhindern.
In seiner Keynote gab acatech Vize-Präsident Christoph M. Schmidt einen Überblick über die aktuelle Situation am Wirtschaftsstandort Deutschland. Besonders die drei Ds – Deglobalisierung, Defossilisierung und Demografie – stellten die Leistungskraft der deutschen Volkswirtschaft vor Herausforderungen. Es gelte, die Attraktivität für Direktinvestitionen in Forschung und Entwicklung zu steigern. Hierfür zeigte er konkrete Ansatzpunkte auf. Das darauffolgende Panel sprach sich für mehr Experimentierfreude, Pragmatismus und Lösungsorientierung aus, um den Herausforderungen zu begegnen. Auch auf einen Ausbau der digitalen Geschäftsmodelle und den Einsatz von Technologien wie KI zur Produktivitäts- und Kompetenzsteigerung konnten sich die Teilnehmenden einigen.
Abschließend fasste Frank Riemensperger nochmals die Chancen für die erfolgreiche Gestaltung der Zukunft der Industrie zusammen. Diese müsse geprägt sein durch eine partizipative Teilhabe der Menschen, eine Kombination aus Idealismus und Wissenschaft sowie den bestmöglichen Einsatz neuer Technologien. Die Konferenz zeigte am Ende klar: Bei der digitalen Transformation von Unternehmen geht es um die Einführung neuer Technologien – und mehr noch um einen tiefgreifenden organisationalen Wandel, bei dem bisherige Führungsmethoden genauso überdacht werden müssen wie die Themen Weiterbildung, Mitbestimmung oder der Unternehmenszweck. Die Personalarbeit und insbesondere die CHROs sind dabei treibende Kräfte dieses Wandels.
Moderation, Keynotes und Panels:
Moderation
Caroline Adam, acatech
Keynotes
- Stefan Asenkerschbaumer (Robert Bosch GmbH)
- Claudia Bogedan (Hans-Böckler-Stiftung)
- Christoph M. Schmidt (RWI)
Panel
Potenziale des technologischen Wandels für und durch die Personalarbeit heben
- Stefan Asenkerschbaumer (Robert Bosch GmbH)
- Susan-Stefanie Breitkopf (Carl Zeiss AG)
- Claudia Mayfeld (Knorr-Bremse AG)
- Thomas Weber (acatech)
- Moderation: Frank Riemensperger (acatech)
Panel
Den Menschen ins Zentrum neuer Lösungsräume für das Gelingen der Transformation stellen
- Sebastian Biedenkopf (Fresenius SE & Co.KGaA)
- Claudia Bogedan (Hans-Böckler-Stiftung)
- Thomas Ogilvie (Deutsche Post AG / DHL Group)
- Isabel Rothe (BAuA)
- Moderation: Katharina Hölzle (Fraunhofer IAO / Universität Stuttgart)
Panel
Digitalisierung, Demografie und Dekarbonisierung für die Wertschöpfung von morgen zusammen denken
- Svenja Falk (Accenture / Justus-Liebig-Universität Gießen)
- Sabine Mlnarsky (Commerzbank AG)
- Christoph M. Schmidt (RWI)
- Christoph Schmitz (ver.di)
- Moderation: Claudia Peus