Industrie 4.0-Studie: KMU fehlen weiterhin qualifizierte Fachkräfte
Hannover, 1. April 2019
Vielfältige Unterstützungsangebote und Förderprogramme haben dafür gesorgt, dass sich immer mehr klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) auf die Industrie 4.0 einlassen. Doch weiterhin gibt es auch Hemmnisse: Wie eine Studie des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0 zeigt, sind es sind die Unübersichtlichkeit des Unterstützungsangebots oder der Mangel an Fachkräften, die KMU an der Einführung und Umsetzung von Industrie 4.0 hindern. Die zur Hannover Messe erscheinende Studie skizziert Handlungsoptionen zur Lösung dieser Herausforderungen.
Um klein- und mittelständische Unternehmen, die als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft gelten, auf dem Weg in die Industrie 4.0 zu unterstützen, sind in den letzten Jahren viele Maßnahmen angestoßen und umgesetzt worden. So wurden beispielsweise Förderprogramme wie die Initiative KMU-innovativ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) oder die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) begründet – und diese Maßnahmen haben an der richtigen Stelle angesetzt. Das bestätigt eine Studie des von acatech koordinierten Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0, die zur Hannover Messe 2019 veröffentlicht wird: Viele der knapp 50 für die Untersuchung interviewten KMU-Führungskräfte und Branchenkenner betonen die Attraktivität dieser Initiativen. Sie dürften bisweilen Stein des Anstoßes gewesen sein, Industrie 4.0-Lösungen einzuführen und umzusetzen. Laut Studie haben diesen Schritt – erfreulicherweise – zahlreiche KMU gewagt.
Dennoch gibt es weiterhin Hemmnisse und Bedarfe, sowohl bei der Umsetzung von Industrie 4.0 als auch bei der Nutzung entsprechender Unterstützungsangebote. So fällt es KMU beispielsweise schwer, den Überblick über die verfügbaren Unterstützungsangebote zu gewinnen und die Auswahl richtig zu treffen. In den Interviews zeigen die Befragten großes Interesse an regionalen Partnerschaften, z.B. mit grundlagen- und anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen, anderen ortsansässigen Unternehmen oder weiteren Anbietern von Förderangeboten. Zudem wünschen sie sich mehr und bessere Unterstützung bei der Vermittlung von Fachkräften sowie bei der Aus- bzw. Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Gerade letztgenanntes Studienergebnis zeigt nochmal: Nach wie vor stehen KMU nicht ausreichend qualifizierte Beschäftigte zur Umsetzung von Industrie 4.0 zur Verfügung. Die Befragten erhoffen sich deshalb konkrete Unterstützung bei der Entwicklung von Qualifikationen, etwa in den Bereichen der interdisziplinären Schnittstellenfunktionen oder der IT-Sicherheit. Außerdem werden von den KMU Angebote nachgefragt, die einen Weg aufzeigen, wie das bereits vorhandene Personal in den Transformationsprozess eingebunden werden kann.
Die Autoren der Studie regen in diesem Zusammenhang an, nicht nur das Management in Sachen Industrie 4.0 weiter zu qualifizieren, sondern adressatengerechte Maßnahmen für alle Beschäftigte zu entwickeln – nur so kann das Wissen über Industrie 4.0 im Unternehmen breiter gestreut werden. Mit Hilfe von Sensibilisierungs- und Qualifizierungsbaukästen, die im Rahmen von Vor-Ort-Schulungen eingesetzt werden können, ließe sich das umsetzen. Über Projekte und Tätigkeiten könnte schließlich ein Bezug zur betrieblichen Praxis hergestellt werden.