Liebesbeziehung mit einem Roboter?
München, 8. Februar 2021
Robotik und Künstliche Intelligenz machen rasante Fortschritte. Längst begegnen uns Roboter am Arbeitsplatz, in Kundenhotlines oder im Haushalt – und bisweilen fungieren sie sogar als Beziehungs- und Liebespartner. Welche Hoffnungen verbinden Menschen in diesem Zusammenhang mit KI? Diese Frage stand im Zentrum der Diskussion bei acatech am Dienstag am 2. Februar. Mit Hilfe einer Aufstellung machte Theaterwissenschaftlerin Ruth Sander die Gedanken und Gefühle der Teilnehmenden zu diesem Thema sichtbar.
Wie das Zusammenleben mit Robotern in der Zukunft aussehen könnte, zeigt der Film „Hi, AI – Liebesgeschichten aus der Zukunft“, der vor einem Jahr bei acatech am Dienstag zu sehen war. Die kontroversen Diskussionen im Anschluss zeigten, dass das Thema polarisiert – deshalb stellte acatech es dieses Jahr am 2. Februar erneut in den Mittelpunkt einer acatech am Dienstag-Ausgabe.
Der Fotograf Hannes Jung aus Berlin stellte gleich zu Beginn und als Einführung zum Thema „Verliebt in KI“ eine Auswahl von Fotos vor, die er im Rahmen seines von acatech ausgelobten PUNKT-Preis Stipendiums inJapan gemacht hat. Er wählte Japan als Ziel, da die Japaner der KI sehr aufgeschlossen gegenüberstehen, wie am Beispiel des Japaners Akihiko Kondo zu sehen ist, der die Comicfigur „Miko“ (siehe Foto links) geheiratet hat und die als animiertes Hologramm an seinem Leben teilnimmt. Hannes Jung traf Kondo in Japan und fotografierte „Miko“. Die Fotos von Hannes Jung zeigen einerseits Figuren und Roboter, die die Partnerinnen und Partner der Zukunft symbolisieren und andererseits Architektur. Die Bilder lassen den Betrachter die Gegenwart vergessen und erschaffen eine Zukunft, in der nicht klar ist, was real ist und was nicht. So möchte Hannes Jung dazu anregen, sich selbst zu hinterfragen und mit dem Thema zu beschäftigen. Er wies darauf hin, dass dieses eher abstrakte Thema im Zuge der nun schon 10 Monate andauernden Corona-Pandemie – mit vielen Menschen, die alleine zu Hause sitzen und sich Gesellschaft wünschen – greifbarer werden könnte.
Nach dieser Einführung versuchte die Theaterwissenschaftlerin Ruth Sander (Politik im Raum), die Ängste und Hoffnungen der Gäste zum Thema „Verliebt in KI“ durch eine Aufstellung sichtbar und erlebbar zu machen. Das Format entstammt dem systemischen Coaching. Teilnehmende übernehmen dabei bestimmte Rollen und bewegen sich im Raum. Durch Position, Blickrichtung und Interaktion zeigen sich die Beziehungen zueinander und bilden den Ausgangspunkt für eine anschließende Diskussion. Ruth Sander machte für acatech am Dienstag bereits eine Aufstellung zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt – nicht nur in Bezug auf die Gegenwart, sondern auch mit Gedanken-Sprüngen in die Zukunft.
Im Gegensatz zu damals konnte die Aufstellung diesmal coronabedingt nicht in einem Raum stattfinden, sondern wurde im digitalen Raum auf ein virtuelles Spielbrett übertragen. Dabei wurden folgende Rollen vorbestimmt: drei Menschen (roter, grüner und gelber Kegel) und drei KIs (weiß, grau und schwarzer Quader). Sechs Teilnehmende übernahmen je eine Rolle und wählten für ihre Spielfigur eine Position und eine Blickrichtung auf dem Spielbrett.
Die Aufstellung
Der erste Durchgang betraf die Gegenwart und ergab folgendes Schlussbild:
Der zweite Durchgang bezog sich auf das Jahr 2041. Die Teilnehmenden starteten wieder am Spielfeldrand und bezogen von dort aus Stellung. Im Hinblick auf die Zukunft ist folgendes Schlussbild entstanden:
Diese Aufstellung kann so interpretiert werden, dass es wenig Misstrauen und Ablehnung und so gut wie keine Widerstände zwischen Menschen und KIs gibt. Im Bild der Gegenwart ist noch Vorsicht und Distanz zu spüren, was aber in 20 Jahren nicht mehr der Fall ist. Stattdessen zeigt sich sehr viel Freiheit, eine Erweiterung der Optionen.
Einige offene Fragen bleiben bzw. werden durch die Aufstellung provoziert: Hat uns die Aufstellung eine „schöne neue Welt“, eine geschönte Welt gezeigt? Wie können wir jetzt, wo wir noch steuern können, unsere Verantwortung für die Entwicklung der KIs übernehmen, wie ethische Maßstäbe setzen? Die Aufstellung und solche aufgeworfenen Fragestellungen werden durch ein Protokoll dokumentiert. Wir freuen uns, wenn die nächste Aufstellung zu einem Technikthema wieder in einem echten Raum stattfinden kann.