Was die Deutschen über Technik denken: Abgeordnete diskutieren bei „acatech am Mittag“ zum TechnikRadar
Berlin, 14. Dezember 2018
Die Deutschen sind skeptisch, wenn es darum geht, mit Technik für eine bessere Zukunft zu sorgen. Das zeigt die repräsentative Studie „TechnikRadar“, die von acatech und der Körber-Stiftung in Auftrag gegeben wurde. Im Rahmen der Informationsreihe „acatech am Mittag“, die am 13. Dezember 2018 gemeinsam mit der Körber-Stiftung veranstaltet wurde, diskutierte Projektleiter und acatech-Präsidiumsmitglied Ortwin Renn, Direktor des Institute for Advanced Substainability Studies, mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages über Möglichkeiten, Bürgerinnen und Bürger bei der Ausgestaltung von Zukunftstechnologien stärker mitreden zu lassen.
Was das Potenzial von Technik als Problemlöser angeht, sind die Deutschen skeptisch: nur 26,4 Prozent gehen davon aus, dass sie mehr Probleme löst als sie schafft. Trotzdem lehnen die Deutschen Technik nicht grundsätzlich ab. Sie betrachten sie vielmehr differenziert und sehen, dass den Risiken auch Chancen gegenüberstehen. Laut der Umfrage „TechnikRadar“ sagen mehr als die Hälfte der Befragten, sie seien an Technik interessiert und halten sich sogar für technikbegeistert. Fast genauso viele (49,8 Prozent) rechnen damit, dass Technik die Lebensqualität für nachfolgende Generationen verbessern wird. Und in einem sind sich fast alle einig: 89,5 Prozent der Deutschen halten den technischen Wandel für unaufhaltsam.
Technik ist ein Motor von Innovation und auch ein Garant für Wohlstand in Deutschland. Sie kann darüber hinaus zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen, aber auch auf vielfältige Weise unseren Alltag verändern. Ein großer Teil der Befragten (68,7 Prozent) fordert daher, über die Zukunft umstrittener Technik mitbestimmen zu dürfen, schilderte Ortwin Renn in seinem Impulsvortrag. Die Deutschen seien keineswegs technikfeindlich eingestellt, verlangen aber, dass Technik mit sozialen Werten im Einklang stehe. Die Digitalisierung würden die Menschen mit gemischten Gefühlen betrachten. Sie würden sich um drohenden Arbeitsplatzverlust im Zuge der Digitalisierung und um unkontrollierte Datensammlung, z.B. durch autonomes Fahren sorgen. Sowie darum, dass im Smart Home Kriminelle ihre Geräte fernsteuern oder ihre Daten abgreifen könnten. Auf der anderen Seite wird der Einsatz von Robotern in der Pflege als positiv bewertet, wenn dadurch mehr Kapazität des Pflegepersonals für menschliche Zuwendung frei werden würde.
Basierend auf seiner Forschung nannte Renn vier Bedingungen, die zu einer Vertrauenskultur sowie Akzeptanz gegenüber bestimmten Techniken beitrage: Technik müsse als sinnvoll und richtig verstanden werden, der Nutzen müsse die Risiken überwiegen, die Selbstbestimmung und Souveränität des Einzelnen dürfe nicht eingeschränkt werden und eine emotionale Identifikation müsse geschaffen werden.
Die Abgeordneten fragten u.a., wie Bürgerinnen und Bürger erfolgreich in die Technikentwicklung eingebunden werden können und wie die Kommunikation technischer Inhalte gelingen kann. In der Diskussion mit den Abgeordneten vertrat Renn die Meinung, dass 90 Prozent der Menschen in der Lage seien, sich eine fundierte Meinung über Technik anzueignen und diese Urteilskraft in der politischen Debatte ihren Platz haben müsse.