Standpunkte aus der Produktionsforschung
Aktuelle Standpunkte zur Expertise „KI zur Umsetzung von Industrie 4.0 im Mittelstand“

Prof. Gisela Lanza
wbk KIT und stellvertretende wissenschaftliche Sprecherin des Forschungsbeirats
„Ich glaube, dass wenn man von Handlungsbedarf spricht, man zunächst erst einmal die Digitalisierung vollziehen muss. KI ist dann ein Tool innerhalb der Digitalisierung.“
„Was muss die Wissenschaft machen? Ganz klar ‚Erklärbare KI‘. Und ‚Erklärbare KI‘ beschreibt nicht nur das, was der Informatiker machen muss, sondern es sind eigentlich Übersetzer gefordert, sogenannte Produktionsinformatiker.“
„Das Aufbauen von KI-Modellen macht ein Mittelständler mit Sicherheit nur auf der Produktseite,
nicht auf der Produktionsseite. Denn er lebt nicht von
der Produktion, er lebt von seinem Produkt.“

Prof. Thomas Bauernhansl
IFF Universität Stuttgart,
Fraunhofer IPA und Mitglied des Forschungsbeirats
„Wenn Sie KI unterteilen in Perzeption, Kognition und Aktion, dann ist die strukturierte Datenaufnahme mit Kameras oder anderen Sensoren und das Auswerten in Bezug auf ‚In Ordnung/nicht in Ordnung‘ oder einer Anomalieerkennung und ähnlichem, weit fortgeschritten.“
„Wenn KI komplex ist, dann trauen sich KMU da nicht ran. Das heißt, es muss eigentlich intuitiv funktionieren, ohne dass Expertenwissen notwendig ist.“
„Was ich auch für sehr wichtig halte, ist, dass man Lösungen entwickelt, die mit wenigen Daten klarkommen. Zudem braucht es für die Akzeptanz einer KI-Lösung, insbesondere bei KMU, eine erklärbare KI. Man muss aus der Blackbox eine Whitebox machen.“

Prof. Eberhard Abele
PTW der TU Darmstadt – emeritus
„Also was ich hilfreich finden würde, wären junge Ingenieure, die sich viel Wissen aneignen zum Thema KI und dann sogenannte KI-Technology-Scouts werden. Ich kann mir das so vorstellen, dass jemand sagt: ‚Ich habe den Ehrgeiz, an dem Thema KI an der Spitze mitzuarbeiten. Ich kenne die Technologien.‘ Jemand, der zu Unternehmen geht – vielleicht sogar staatlich gefördert – und sich anschaut, wo es Defizite und Potenziale gibt.“
„Ein KI-Trainer wäre für mich eine wirklich hoffnungsvolle Maßnahme. Hundert junge Leute in Deutschland in Instituten auszubilden, die sagen: ‚Ich bin der Experte im Bereich KI.‘“

„Wir nutzen KI, und zwar ganz speziell im KMU-Bereich, viel zu wenig. Wenn wir uns KI-Anwendungen außerhalb der Produktion und Logistik anschauen – also im klassischen Marketingbereich, Handelsbereich etc. – sind uns die Amerikaner und Chinesen Lichtjahre voraus. Wenn man sich aber die Produktion und Logistik anschaut, sieht die Welt anders aus. Da hat Europa nach wie vor die Nase vorne. Aber inzwischen wirklich nur noch die Nase. Die anderen haben massiv aufgeholt. Aber wir haben die Nase noch vorn und das ist eine Chance für unsere Industrie und da insbesondere für die KMU.“
„Der größte Ansatzpunkt oder die größte Herausforderung im Bereich künstliche Intelligenz und KMU ist das Begreifbarmachen der Möglichkeiten und vor allem des Nutzens, sodass jemand, der sich nicht tagtäglich mit dem Thema befasst, der vielleicht auch gar nicht die Ausbildung hat, die Möglichkeiten verstehen kann. Viele, gerade mittelständische Chefs, Bereichsleiter oder Produktionsleiter, die nicht unbedingt Maschinenbau studiert haben, sondern vielleicht einen Meister gemacht haben und in ihre Position hineingewachsen sind, machen einen großartigen Job. Aber mit modernen Technologien haben sie noch nie etwas zu tun gehabt.“
„Der erste Punkt, der notwendig wäre zum Abbau von Hürden ist eine deutliche Verbesserung des Verständnisses, was KI kann und was KI nicht kann. Der zweite ist: Entweder der Mittelständler kommt dahin, wo er es erleben kann, oder das Erlebbare kommt zum Mittelstand.“
Prof. Wilfried Sihn, IMW der TU Wien

Prof. Joachim Metternich
PTW der TU Darmstadt
„Seitens der Forschung sollten wir daran arbeiten, KI-Toolboxen zu bauen. Mithilfe dieser Toolboxen können wir dann Problemstellungen charakterisieren und gleich die passenden KI-Anwendungen identifizieren, die wir vorkonfiguriert bereitstellen. Und dann braucht der Anwender eigentlich nur noch die Daten reinzuladen, ein paar erklärte Einstellungen treffen und er erhält den Output.“
„Wir brauchen eine ‚embedded KI‘ –
sozusagen eine Digitalisierung mit KI on board.“„Sie brauchen an der Spitze eines Unternehmens eine Persönlichkeit, die nach vorne schaut und auch mal etwas probiert. Und es braucht die Bereitschaft, das, was man probiert hat, auch wieder in die Tonne zu werfen. Von fünf ausprobierten Sachen bleibt dann eine richtig erfolgreich.“
„Ich glaube, was am meisten hilft, sind Unternehmer, die KI schon mit Erfolg angewendet haben und die davon anderen Unternehmern erzählen.“