HR-Kreis startet neues Debattenformat

München, 13. Juni 2022
Im Mai hat der Human-Resources-Kreis (HR-Kreis) von acatech seine neue Initiative „Fit for Future Work – Die digitale Transformation gemeinsam mit den Beschäftigten gestalten“ gestartet. Teil der Initiative ist eine Serie von virtuellen Spitzengesprächen, moderiert von Frank Riemensperger, Co-Gastgeber des HR-Kreises und acatech Präsidiumsmitglied. In der Auftakt-Diskussion am 24. Mai wurde klar: Weiterbildung und ein offenes Mind-Set sind zentrale Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation.
#FutureWorkDebatte – diesen Titel trägt ein neues Veranstaltungsformat des von acatech koordinierten HR-Kreises, dem Personalvorstände aus führenden Technologie- und Dienstleistungsunternehmen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören. Zum Auftakt der Reihe am 24. Mai kamen Expertinnen und -Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen, um das Thema „Digitale Transformation gemeinsam gestalten“ zu diskutieren. Über 100 Zuschauende hatten sich zu der öffentlichen Veranstaltung virtuell zugeschaltet.
Einig waren sich die Podiumsgäste darin, dass die digitale Transformation der Arbeit nicht den massenhaften Wegfall von Arbeitsplätzen zur Folge haben wird. Vielmehr sei davon auszugehen, dass sich viele Tätigkeiten qualitativ deutlich verändern werden und die Diversität der Arbeitsformen und Arbeitsbedingungen weiter zunehmen wird. Entsprechend wichtig sei es, den Wandel weiterhin mit Forschung zu begleiten, fand auch Ina Schieferdecker, Abteilungsleiterin im BMBF:
„Es ist unstrittig, dass noch jede technologische Weiterentwicklung neue und mehr Arbeit geschaffen hat, nicht weniger; aber die Tätigkeiten verändern sich. Mit den passenden Forschungsansätzen und dem passenden Transfer kann man die Leute viel besser mitnehmen und klarer aufzeigen, an welchen Stellen man einen Zusatz an Kompetenzen benötigt.“
Ina Schieferdecker I Abteilung 5 „Forschung für technologische Souveränität und Innovationen“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Leiterin
Angesichts sich verändernder Arbeitsanforderungen sei es notwendig, weiter in die Qualifizierung der Beschäftigten zu investieren, so der Tenor in der Gesprächsrunde. Weiterbildung sei jedoch nicht gleich Weiterbildung, mahnte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer BDA:
„Im Strukturwandel wird es entscheidend sein, dass Weiterbildung bedarfsgerecht und passgenau ist. Ein one-size-fits-all über alle Unternehmensgrößen hinweg wird nicht klappen, weil die Weiterbildungsbedürfnisse, die Weiterbildungsbereitschaft und die Weiterbildungsinfrastruktur sehr unterschiedlich sind. Große Konzerne können anderes leisten als kleine und mittelständische Unternehmen.“
Steffen Kampeter I Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
Individuelle und bedarfsorientierte Qualifizierung ist also ein Schlüssel für die digitale Transformation der Arbeit – insbesondere, wenn dabei auch die Potenziale der Digitalisierung selbst genutzt werden: So kann beispielsweise der Einsatz KI-basierter, intelligenter Lernsysteme, die eine personalisierte Wissensvermittlung fördern, neue Perspektiven eröffnen.
Die stärkere Nutzung von Lernsoftware allein reicht selbstredend nicht aus, um der Weiterbildung in Deutschland den nötigen Schub zu geben. Zunächst müssen die Ziele und Vorteile von Lebensbegleitendem Lernen den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern transparenter und besser vermittelt werden. Denn: Noch immer sind dort Vorbehalte weit verbreitet. IG Metall-Vorständin Christiane Benner weiß, warum:
„Man darf nicht unterschätzen, dass viele Beschäftigte in den vergangenen Jahren keine guten Lernerfahrungen gemacht haben. Auch deshalb bildet die IG Metall Weiterbildungscoaches aus. Diese sollen ermutigen.“
Christiane Benner | IG Metall Vorstand, Zweite Vorsitzende
Um die digitale Transformation zu meistern, braucht es auf der Individualebene einen Wandel im Mind-Set der Beschäftigten – aber genauso braucht es diesen Wandel auch auf der organisationalen Ebene. Wie Unternehmen dafür die Voraussetzungen schaffen können, erklärte Bosch-Arbeitsdirektorin Filiz Albrecht:
„Um den Wandel in einer Organisation zu ermöglichen, ist es notwendig zuzulassen, dass anders gearbeitet und gedacht wird.“
Filiz Albrecht | Robert Bosch GmbH, Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin
Unternehmen müssten Räume für Experimente und unkonventionelles Denken schaffen und eine entsprechende Führungskultur etablieren. Oder wie es Moderator Frank Riemensperger zusammenfasste:
„Es ist klar geworden, dass es nicht nur um einzelne Beschäftigte geht, sondern auch um eine neue Kultur in Organisationen – um eine ‚Digital Culture‘. Das heißt, Reallabore für das gemeinsame Ausprobieren schaffen, klare Leitbilder kommunizieren. Und das heißt letztendlich auch, die Führungskräfte feiern, die Veränderung wagen und nicht die, die den Bestand bewahren.“
Frank Riemensperger | acatech Präsidiumsmitglied, Co-Gastgeber des HR-Kreises und Moderator der #FutureWorkDebatte
Was es für Organisationen bedeutet, in einer dynamischen Umwelt zu agieren, machte Arbeitswissenschaftlerin Katharina Hölzle zum Ende nochmal deutlich:
„Was diese digitalen Technologien so anders macht als die Technologien, die wir in Deutschland sehr gut beherrschen, ist, dass sie sehr schnell und sehr schnell veränderbar sind. Das heißt, die Planungshorizonte, mit denen wir klassischerweise an solche Sachen rangehen, funktionieren nicht mehr. Die digitalen Technologien verändern sich so schnell, dass wir kaum das Gefühl haben, wir beherrschen sie, und schon sind sie wieder anders. Das hat natürlich ganz große Implikationen auf das Thema Kompetenzen: Welche Expertise brauchen wir? Welches Wissen brauchen wir? Wann ist es veraltet? Und auch: Wie integrieren wir diese Technologien in Prozesse und Strukturen?“
Katharina Hölzle | Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT und Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO, Institutsleitung
Viele der von Katharina Hölzle aufgeworfenen Fragen wird der HR-Kreis in den kommenden Ausgaben der Veranstaltungsreihe #FutureWorkDebatte aufgreifen und diskutieren. Die nächste Diskussion findet am 21. Juli statt. Auf unserer LinkedIn-Profilseite halten wir zum Programm und den Teilnehmenden auf dem Laufenden.
Mitschnitt der Auftaktveranstaltung
Die erste #FutureWorkDebatte am 24. Mai gibt es hier nochmal in voller Länger zu sehen (Video ist mit Zeitstempeln versehen).