HR-Kreis zeichnet Pfade in die Arbeitswelt der Zukunft vor
München, 9. November 2021
Der Human-Resources-Kreis (HR-Kreis) von acatech identifiziert in einem neuen Papier zentrale Handlungsfelder bei der Gestaltung der digitalen Transformation der Arbeitswelt. Die Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft fordern ein Umdenken bei Führungskräften und Betriebspartnern – und nehmen die Politik bei den Themen lebensbegleitendes Lernen und Flexibilisierung der Arbeitszeiten in die Pflicht.
Der Schlüssel für aktuelle und bevorstehende Herausforderungen liegt in der digitalen Transformation: Wenn Deutschland die Möglichkeiten des technologischen Wandels nutzt, um Wirtschaft und Arbeitswelt zu erneuern, dann können die Folgen der Corona-Krise und der demografiebedingten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt abgefedert werden. Der Human-Resources-Kreis (HR-Kreis) von acatech, dem Personalvorstände führender Technologie- und Dienstleistungsunternehmen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören, zeigt in einem neuen Papier auf, wie aus der Digitalisierung Chancen für Innovation und gute Arbeit erwachsen können.
Die Förderung lebensbegleitenden Lernens, die Stärkung der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und Beschäftigten sowie die Sicherung von Mitbestimmung und Partizipation sind dabei laut den Expertinnen und Experten drei zentrale Bausteine. Der HR-Kreis nimmt die Politik in die Pflicht: Sie könne beispielsweise durch Steuerbefreiung die Motivation der Beschäftigten zum lebensbegleitenden Lernen erhöhen und sollte staatliche Weiterqualifizierungsangebote und -maßnahmen besser mit den aktuellen Anforderungen aus der Unternehmenspraxis verzahnen. Damit Beschäftigte selbstbestimmter und flexibler arbeiten können, sollte zudem über eine Anpassung der Regelungen zur Höchstarbeitszeit oder den Mindestpausen nachgedacht werden.
Unternehmen ruft der HR-Kreis dazu auf, Experimentierräume für Partizipationsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Stefan Oschmann, acatech Vizepräsident und Gastgeber des HR-Kreises, sieht gerade beim Thema Mitbestimmung großes Potenzial: „Während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt: Deutschland kann Innovation. Unternehmen, die in der Lage sind, sich schnell an neue Marktlagen oder Krisensituationen anzupassen und Beschäftigte, die von individuellen Freiheiten profitieren, waren und sind die Voraussetzungen dafür. Eine Mitbestimmungskultur, die diese Voraussetzungen schafft, muss daher gefördert werden – indem man alternative Mitbestimmungswege im sozialpartnerschaftlichen Dialog erprobt und dabei die Möglichkeiten der digitalen Transformation ausnutzt.“
Co-Gastgeber Henning Kagermann, Mitbegründer des Konzepts „Industrie 4.0“, ergänzt: „Seit 2011 wird Industrie 4.0 in Deutschland umgesetzt. Zehn Jahre später können wir auf viele Erfolge auf dem Weg hin zu einer intelligent vernetzten Industrie zurückblicken. Jetzt müssen wir bei den Arbeits- und Organisationsprozessen nachziehen: Wir müssen die durch die Digitalisierung bedingten neuen Möglichkeiten in den Bereichen lebensbegleitendes Lernen, Flexibilisierung und Mitbestimmung besser nutzen – im Sinne der Beschäftigten wie der Unternehmen. So kann der Innovationsstandort Deutschland auch in der anstehenden Legislaturperiode wettbewerbsfähig bleiben.“