MINT-Roundtable in München: Wie lässt sich Technikbildung in Schule und Hochschule verbessern
München, 11. März 2019
Die Frage nach einer zeitgemäßen Gestaltung von MINT-Bildung in Schule und Hochschule stand im Mittelpunkt des dritten Roundtables von acatech und Siemens Stiftung am 7. März 2019 in München. Rund 25 Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, der Ministerialbürokratie des Landes Bayern und dem Deutschen Lehrerverband diskutierten über zukünftige Qualifikationen in der MINT-Bildung und die Passfähigkeit von Schule und Hochschulen in Bezug auf naturwissenschaftliche Kompetenzen.
Die digitale Transformation schafft mit zunehmender Geschwindigkeit neue Berufsbilder, die von interdisziplinärer Zusammenarbeit geprägt sind: Unternehmen suchen schon heute verstärkt Data Scientists, Cloud Architekten oder Fachkräfte für die verschiedenen Bereiche der Biotechnologie. Wie können die hierfür benötigten Qualifikationen – hohe technische und naturwissenschaftliche Kenntnisse – den Schülerinnen und Schülern und damit potentiell späteren Studierenden optimal vermittelt werden? Auf dem dritten Roundtable von acatech und der Siemens Stiftung wurde offen über neue Ideen zur MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) diskutiert.
Zu Beginn wagte acatech Mitglied Olaf Köller, Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), einen Blick auf die Defizite im Bereich der naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Abiturientinnen und Abiturienten. Weitere Impulse aus der Wissenschaft, dem Bayerischen Kultusministerium und der Wirtschaft schafften den Rahmen für die anschließende Diskussion, in der Antworten auf verschiedene Fragen gesucht wurden: Wie kann die Passfähigkeit von Schule und Hochschulen in den MINT-Fächern verbessert werden? Welche Rolle spielen schulische und außerschulische Initiativen, wie beispielsweise ein MINT-Wahlunterricht oder Jugend forscht? Wie kann unser Bildungssystem schneller und flexibler gestaltet werden?
Studieneingangstests, Brückenkurse und Tutorien könnten, so ging es aus der Diskussion hervor, sinnvolle Angebote für MINT-Studierende mit defizitären Vorkenntnissen sein. Viele der Teilnehmenden waren zudem der Meinung, dass Hochschulen besonders in die Grundlagenkurse der ersten Studiensemester investieren sollten. Weiter sei es die Aufgabe von Hochschulen, aber auch von Schulen, Lernziele in den Naturwissenschaften transparent und sinnhaft zu vermitteln und das Abstraktionsvermögen zu fördern. Neben der fachlichen Bildung sei die Schule insbesondere dafür verantwortlich, bei den Schülerinnen und Schülern ein Interesse an MINT-Themen zu wecken.
Heute – so zeigen es auch die Nachwuchsbarometer von acatech und Körber-Stiftung – verlieren Jugendliche ihr Interesse an Mathematik, Naturwissenschaft, Informatik und Technik vor allem in der Pubertät. Wahlunterrichtsangeboten oder außerschulischen Initiativen wie z.B. „Jugend forscht“ kommt daher eine große Bedeutung zu. In Zeiten der Digitalisierung ist zudem ein Kulturwandel im Bildungssystem nötig, der dazu beiträgt, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, in einer sich immer schneller verändernden Welt zurecht zu kommen.
Am Ende waren sich die Teilnehmenden des Roundtables einig, dass sich MINT-Bildungsprozesse über die gesamte Lebensspanne erstrecken. Sie beginnen nicht erst mit dem Eintritt in die Oberstufe der weiterführenden Schule, sondern bereits viel früher. Einen Überblick über die verschiedenen Phasen gibt das MINT-Nachwuchsbarometer von acatech, IPN und der Körber-Stiftung, das im Sommer 2019 erscheint.
Die Ergebnisse des Roundtables als „Graphic Recording“