Wirtschaftsstandort Deutschland: Was bringt die Energiewende?
München, 4. Oktober 2023
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist für die zukünftige Energieversorgung in Deutschland von immenser Wichtigkeit. Was bedeutet das für den Wirtschaftsstandort? Was sind weitere Handlungsfelder? Karen Pittel, Leiterin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen und acatech Präsidiumsmitglied, gab am 26. September im Deutschen Museum einen Einblick in die Herausforderungen, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auf uns zukommen werden.
Mitschnitt des Vortrags von Karen Pittel
Minute 4:00: Beginn des Vortrags von Karen Pittel, Leiterin des Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen am ifo Institut, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Mitglied des Präsidiums von acatech
Dauer: 1 Stunde 32 Minuten 12 Sekunden
Deutschland hat sich die Ziele gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65% zu reduzieren und seine Wirtschaft und Gesellschaft bis 2045 klimaneutral zu machen. Wie wir dorthin kommen und wie der Strommix der Zukunft aussehen wird, ist noch unklar. Sicher sei jedoch, dass dieser Mix sich aus erneuerbaren Energien zusammensetzen müsse, sagte acatech Präsidiumsmitglied Karen Pittel bei ihrem Vortrag im Deutschen Museum einführend.
Man müsse sowohl die Überlegungen intensivieren wie man dieses Ziel erreichen könne, als auch die Anstrengungen, wie man den Stromverbrauch senken könne. Hier gebe es verschiedene Wege, erklärte Karen Pittel. Man müsse offen an die unterschiedlichen Szenarien herangehen. Denn verschiedene Studien zeigten, dass es kein richtig oder falsch gebe, stattdessen aber einen großen Spielraum.
Allerdings hake es aktuell in vielen Bereichen: Beim Ausbau erneuerbarer Energien, beim Hochlauf von grünem Wasserstoff, aber auch bei der Transformation im Verkehrs- und Gebäudesektor. Im Bereich Wasserstoff gebe es beispielsweise viele Projekte und Pläne, bisher aber wenig Umsetzung. Die Vorstellung, dass Deutschland energieautark werde, sei deshalb im Moment sehr unrealistisch. Prognosen zufolge müssten zum Beispiel langfristig bis zu 80 Prozent des Wasserstoffs importiert werden. Daraus könne ein globaler Markt werden, so Karen Pittel.
Welche Probleme gilt es zu lösen, um voranzukommen?
Weiter plädierte die Ökonomin dafür, Deutschlands internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Eine temporäre Subventionierung der Strompreise für Industrien, die viel Strom benötigen, bewertet Karen Pittel vor diesem Hintergrund allerdings kritisch: Es seien eben nicht nur die Strompreise, die einen Standort für Unternehmen attraktiv machten. Die steuerliche Belastung spiele beispielsweise auch eine Rolle. Diese sei für Unternehmen, die in Deutschland gemeldet sind, ungleich größer als in vielen anderen Ländern. Auch Bürokratie und Regulierung sind wichtige Faktoren. Die Genehmigung für neue Fabriken zum Beispiel dauere in Deutschland verglichen mit anderen Ländern häufig sehr lange.
Angesichts dieser zahlreichen Herausforderungen sei bei der Erarbeitung von Lösungen mehr Tempo nötig, sagte Karen Pittel abschließend. Denn hinter den sichtbaren Problemen stünden weitere Probleme. Es brauche eine verbesserte Kommunikation, Pragmatismus und eine vermittelbare langfristige Perspektive.