Wissenschaftsbarometer 2019 zeigt Notwendigkeit wissenschaftlicher Politik- und Gesellschaftsberatung
München, 22. November 2019
Das Wissenschaftsbarometer 2019 macht deutlich: Nach wie vor haben die Deutschen ein gutes Verhältnis zur Wissenschaft. Sie zeigen ein ausgeprägtes Interesse an der Arbeit von Forscherinnen und Forschern und vertrauen ihnen als Ratgeber, wenn es um politische Entscheidungen geht. Die Ergebnisse ergänzen und bestätigen die Resultate des TechnikRadar von acatech und Körber-Stiftung.
In dieser Woche hat Wissenschaft im Dialog das Wissenschaftsbarometer 2019 veröffentlicht. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zeigen, wie die Deutschen über Wissenschaft und Forschung denken. Sie geben diesbezüglich Aufschluss über die „allgemeine Stimmung im Land“, wie acatech Mitglied Martin Bauer in einem Gastbeitrag auf wissenschaftskommunikation.de schreibt. Und diese Stimmung ist durchaus unterstützend: 46 Prozent der Befragten vertrauen dem Bereich Wissenschaft und Forschung, nur acht Prozent drücken Misstrauen aus. Dazu sprechen sich mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) dafür aus, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten – nur jeder zehnte äußert sich gegenteilig. Wissenschaftliche Politikberatung, wie acatech und die Akademien sie koordinieren, ist in der Bevölkerung also durchaus erwünscht.
Zwei weitere Befunde zeigen, dass sich die Menschen sehr konkret für wissenschaftliche Arbeit interessieren: Fast zwei Drittel der Befragten würden gerne einmal Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihrer Arbeit erleben und 57 Prozent haben den Wunsch, mit ihnen über Forschung zu diskutieren. Diskussionsveranstaltungen wie sie z.B. von Wissenschaft im Dialog, aber auch von acatech organisiert werden („acatech am Dienstag“), fördern genau diesen direkten Austausch.
Ebenso wie das TechnikRadar von acatech und Körber-Stiftung zeigt das Wissenschaftsbarometer eine verbreitete Aufgeschlossenheit in der Bevölkerung gegenüber Wissenschaft und Forschung – aber auch Sorgen, dem Wandel durch Wissenschaft und Technik ausgeliefert zu sein. Der Aussage „Je weiter sich die Technik entwickelt, desto mehr Zwänge wirken auf den Menschen“ stimmten in der Wissenschaftsbarometer-Untersuchung 60 Prozent der Befragten zu – genauso so viel Zustimmung erhielt sie im TechnikRadar 2018. Dennoch sehen laut Wissenschaftsbarometer ebenfalls fast 60 Prozent, dass moderne Technik das Leben komfortabler macht.
Auf der einen Seite stehen also unverändert die Sorgen der Menschen, Technologien machtlos gegenüber zu stehen. Auf der anderen Seite zeigen die Menschen Offenheit, sofern deutlich ist, dass eine Technologie einen Mehrwert für das Gemeinwohl mit sich bringt. Ob dieser Mehrwert zugeschrieben wird oder nicht, hängt allerdings davon ab, ob offen und ehrlich über mögliche Risiken und Folgewirkungen der Technologie debattiert wird und Ziele offengelegt werden. Um Bürgerinnen und Bürger für die Beteiligung an diesen Debatten zu gewinnen, müssen Foren und sach- sowie wissenschaftsbasierte Argumente zur Verfügung gestellt werden – genau das kann die wissenschaftliche Politik- und Gesellschaftsberatung leisten.