Wege in eine nachhaltige Stickstoffwirtschaft
Hintergrund und Ziele
Düngemittel, insbesondere gebundener Stickstoff, sind die Basis der modernen Landwirtschaft. Diese Schlüsselrolle in der Welternährung steht im Kontrast zu nachteiligen Effekten durch die großflächige Anwendung. Einzelaspekte wie etwa die Nitratbelastung von Grundwasser in Deutschland sind in der Öffentlichkeit präsent, dennoch bleibt die komplexe Gesamtheit des Themas – auch der Einfluss auf Biodiversität, Treibhausgasemissionen, Umweltressourcen und Nahrungsmittelversorgung – wenig diskutiert.
Maßgeblich für wirkungsvolle Rahmenbedingungen, die eine effizientere Nutzung von Stickstoff begünstigen bzw. negative Effekte vermindern, ist dabei das Verständnis der Landwirtschaft als System mit ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Ebenen. Für die Diskussion zu einer umweltschonenderen Stickstoffwirtschaft wird die Arbeitsgruppe daher neben der landwirtschaftlichen Praxis auch die anschließende Wertschöpfungskette über den Handel bis hin zum nachhaltigen Konsum miteinbeziehen.
Die ganzheitliche Betrachtung der Landwirtschaft als dynamisches und anpassungsfähiges System mit vielen Einflussgrößen ist ein Impulsgeber, um Ansprüche der modernen Gesellschaft an eine nachhaltige Nahrungsmittelversorgung mit technologischen Entwicklungen zu verknüpfen. Eine wissenschaftsbasierte Systemanalyse auf Basis der Stickstoffkaskade und unter Einbeziehung von Stakeholdern dient dabei der Vermittlung in der Diskussion um die Vereinbarkeit von moderner Landwirtschaft mit Umweltverträglichkeit.
Konkret verfolgen die Mitglieder der Arbeitsgruppe folgende Ziele:
- Wissenschaftspolitische Objektivierung der bestehenden Herausforderungen für eine nachhaltige Stickstoffwirtschaft in der Landwirtschaft unter Berücksichtigung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
- Konstruktive Diskussion politischer und (sozio-)ökonomischer Rahmenbedingungen und mögliche Anpassungen zugunsten einer bedarfsgerechten und umweltschonenden Stickstoffnutzung
- Einbindung von Stakeholdern aus Politik, Wissenschaft, (Agrar-)Wirtschaft und Gesellschaft
- Diskussion gesamtgesellschaftlicher Verbesserungspotenziale, z.B. Verbraucherverhalten, Verluste entlang der Wertschöpfungskette, Förderung nachhaltiger Wirtschaftsweise
Mitglieder der Arbeitsgruppe
- Prof. Dr. Hans-Georg Frede
Justus-Liebig-Universität Gießen - Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen
Technische Universität München - Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner
Technische Universität München - Prof. Dr. Stefan Liehr
Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt - Dr. Stefan Möckel
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig - Dr. Eberhard Nacke
Claas KGaA mbH - Dr. Barbara Navé
BASF SE - Prof. Dr. Lucia Reisch
Copenhagen Business School - Prof. Dr. Thomas Scholten (Sprecher der Arbeitsgruppe)
Eberhard Karls Universität Tübingen - Prof. Dr. Wolfgang Weisser
Technische Universität München - Prof. Dr. Sönke Zaehle
Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena
Rückblick: Symposium am 6. Mai 2019 in Halle (Saale)
Wie sich ein umweltschonender Umgang mit Stickstoff in der Agrarwirtschaft gestalten lässt und wo aktuell Hemmnisse auf dem Weg dorthin liegen, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums „Wege in eine Nachhaltige Stickstoffwirtschaft“.
Programm und Vorträge zum Download
11:00 Uhr – Begrüßung, Jörg Hacker, Präsident Leopoldina
11:05 Uhr – Einführung: Stickstoff in Deutschland, Reinhard F. Hüttl, Vize-Präsident acatech
11:20 Uhr – Stickstoff im Ökosystem, Ernst Detlef Schulze, Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena
11:40 Uhr – Ökologische Intensivierung oder Erzeugung für den Weltmarkt?, Friedhelm Taube, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
12:00 Uhr – Panel-Diskussion: Wie gestalten sich angepasste Nutzungskonzepte?
- Friedhelm Taube, Universität Kiel
- Ernst Detlef Schulze, MPI Jena
- Reinhard F. Hüttl, acatech
Technologische Ansätze zur Stickstoffeffizienz
13:30 Uhr – Stickstoffeffizienz durch digitales Nährstoffmanagement und Precision Farming, Kurt-Jürgen Hülsenberg, TU München
13:45 Uhr – Nitrifikations- und Urease-Inhibitoren: Eine Lösung für nachhaltigeres Düngen, Barbara Navé, BASF SE
14:00 Uhr – Potential der Pflanzenzüchtung zur Steigerung der Stickstoffeffizienz wichtiger Nutzpflanzen, Andreas Stahl, Justus-Liebig-Universität Gießen
14:15 Uhr – Satelliten-und modellgestützte Stickstoffdüngung, Heike Bach, VISTA Geowissenschaftliche Fernerkundung GmbH
14:30 Uhr – Panel-Diskussion: „Wie kommt die Innovation auf den Acker?“
- Heike Bach, VISTA GmbH
- Kurt-Jürgen Hülsbergen, TU München
- Rainer Preuss, BASF SE
- Andreas Stahl, Universität Gießen
Rahmenbedingungen der Stickstoffwirtschaft
15:30 Uhr – Wege einer Nachhaltigen Stickstoffwirtschaft aus rechtlicher Sicht, Stefan Möckel, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig
15:45 Uhr – StandortgeRECHTes Stickstoffmanagement – geben Verordnungen die natürliche Dynamik wieder?, Klaus Erdle, Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V.
16:00 Uhr – Pflanzenproduktion im Spannungsfeld von regulatorischen Vorgaben, Matthias Schrödter, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt
16:15 Uhr – Panel-Diskussion: Rechtliche & real wirksam: Was macht effektive Maßnahmen und Bestimmungen aus?
- Matthias Schrödter, LLG Sachsen-Anhalt
- Werner Wahmhoff
- Stefan Möckel, UFZ Leipzig
- Klaus Erdle, DLG
16:45 Uhr – Fazit und Verabschiedung, Reinhard F. Hüttl, acatech
Weiterführende Informationen
Hans-Georg Frede im HORIZONTE logbuch: Nitrat im Grundwasser – ein Problem, das uns alle angeht