Innovationssystem Deutschland: Die Fachkräftesicherung in Deutschland unterstützen
Der Einsatz von Fachkräften ist in allen Schritten des Innovationsprozesses, also von der Entdeckung, der Implementierung bis hin zur Diffusion einer Innovation, unverzichtbar. Die zunehmende Herausforderung Fachkräfte zu finden, zählt zu den meistgenannten Innovationshemmnissen. Um die Innovationskraft Deutschlands zu erhalten und auszubauen, ist die flächendeckende Sicherung des Fachkräftebedarfs entscheidend. Die acatech STUDIE geht im Rahmen des Projekts Innovationssystem Deutschland der Frage nach, wie die Fachkräftesicherung als Schlüssel zum Erhalt und Ausbau der Innovationskraft Deutschlands durch passende Rahmenbedingungen unterstützt werden sollte.
Aufbauend auf empirischen Befunden wurden die in qualitativen Interviews gewonnenen Perspektiven unterschiedlicher Stakeholderinnen und Stakeholder des deutschen Innovationssystems zusammengeführt und Handlungsoptionen für politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger formuliert. Konkret werden dabei Arbeitsmarktpotenziale im In- und Ausland, Potenziale von Digitalisierung und Automatisierung sowie Aus- und Weiterbildung als Hebel der Fachkräftesicherung beleuchtet. Die Ergebnisse der vier Handlungsfelder im Überblick.
Die Fachkräftesicherung in Deutschland unterstützen
Die Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials
Mit dem Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre ist zukünftig in Abhängigkeit von inländischen Erwerbsquoten und Wanderungssaldo mit einem sinkenden oder bestenfalls stagnierenden Erwerbspersonenpotenzial zu rechnen.
Engpassanalyse
Die Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit weist für das Jahr 2021 in 148 von 510 bewerteten Berufen Engpässe aus. Die Fachkräfteengpässe konzentrieren sich hierbei nicht auf bestimmte Qualifikationsniveaus.
Entwicklung der Arbeitsproduktivität
Das Wachstum der Arbeitsproduktivität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten am Arbeitsmarkt stark verlangsamt. Es ist daher nicht zu erwarten, dass die wachstums- und innovationshemmenden Effekte des abnehmenden Erwerbspersonenpotenzials durch Steigerungen der Arbeitsproduktivität aufgefangen werden können.
Partizipation am Arbeitsmarkt
Inländische Arbeitsmarktpotenziale
Die Zahl der Erwerbstätigen lag im Jahr 2022 mit 45,4 Millionen auf dem bislang höchsten Niveau. Die Anzahl an Erwerbslosen mit 1,3 Millionen liegt unter dem Vorkrisenniveau von 2020. Die inländischen Potenziale zur Steigerung des Arbeitsvolumens sind damit weitgehend ausgeschöpft.
(Langzeit-)Arbeitslosigkeit weiter reduzieren
Im Jahr 2022 waren rund 900.000 Personen langzeitarbeitslos. Besonders ältere und gering qualifizierte Personen sind dabei überproportional betroffen. Weitere Faktoren wie gesundheitliche Einschränkungen oder sprachliche Defizite erschweren die Aufnahme einer Beschäftigung. Zur bestmöglichen Nutzung inländischer Potenziale, gilt es, das Potenzial von (Langzeit-)arbeitslosen zu nutzen.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- KI-basiertes Matching bei der Vermittlung von Arbeitssuchenden anwenden.
- Degressive Auslaufmodelle bei Fördermaßnahmen einführen.
- Dauerförderung von Menschen mit Einschränkungen in Betracht ziehen.
Vollzeitbeschäftigung ermöglichen und attraktiver gestalten
Viele Erwerbstätige arbeiten nicht in Vollzeit, sondern in Teilzeit oder geringfügiger Beschäftigung, obwohl sie gerne in Vollzeit tätig wären. Im Jahr 2022 arbeiteten 12,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer und 49,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Teilzeit. Der Hauptgrund für die hohe Teilzeitbeschäftigung von Frauen liegt dabei in der stärkeren Einbindung und Betreuung und Pflege von Kindern und Angehörigen.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Infrastruktur für Betreuung und Pflege ausbauen.
- Ehegattensplitting hin zu einem Realsplitting mit niedrigem Übertragungsbetrag umgestalten.
- Minijobregelung auf Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie Rentnerinnen und Rentner beschränken.
Potenziale von Seniorinnen und Senioren nutzen
Bei den Übergängen aus dem Erwerbsleben in die Rente beträgt der Anteil von Regelaltersrenten an den Versichertenrenten insgesamt nur 35 Prozent. Die Zugänge in die gesetzliche Rente erfolgen überwiegend über die Altersrente für langjährig (35 Jahre) beziehungsweise für besonders langjährig (45 Jahre) Versicherte. Es zeigt sich, dass Rentenabschläge die Attraktivität des vorzeitigen Renteneintritts nicht schmälern. Darüber hinaus sollten Anreize gesetzt werden, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch nach Renteneintritt auf freiwilliger Basis länger am Arbeitsmarkt zu halten.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Diskurs über die Abschaffung der abschlagsfreien „Rente mit 63“ und eine angemessene Erhöhung der Rentenabschläge bei vorzeitigem Rentenzugang anstrengen.
- Beitragspflicht zur Arbeitslosenversicherung bei Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden über die Regelaltersgrenze hinaus für Unternehmen aufheben.
Arbeitsbedingungen und Beschäftigungsformen flexibler gestalten
Kosten und Nutzen von Flexibilisierung hängen stark von den individuellen Lebenssituationen und Arbeitsumständen ab. Neben flexibleren Arbeitsbedingungen kann auch der dynamische Wechsel von Beschäftigungsformen eine Ausweitung des Arbeitsangebots unterstützen. Dabei können sich je nach individuellen Lebensbedingungen Phasen von abhängiger Beschäftigung und Selbstständigkeit abwechseln. Mit der Zukunft der Arbeit in Unternehmen beschäftigt sich der acatech HR-Kreis.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Experimentierräume in Kooperation mit Arbeitnehmervertretungen für die Flexibilisierung der Arbeitszeit eröffnen.
- Arbeits- und Gesundheitsschutz unter flexiblen Arbeitsbedingungen bei Ausgestaltung neuer Regelungen mitdenken.
- Rechtssicherheit für Soloselbstständige schaffen.
Migration & Integration
Zuwanderungsgruppen
Für das Jahr 2021 ergab sich laut Wanderungsstatistik ein positiver Wanderungssaldo von rund 329.000 Personen. Die Erwerbsmigration aus Nicht-EU-Staaten ist mit rund 40.000 Personen die kleinste Zuwanderungsgruppe, stellt jedoch den größten Hebel dar, um der sinkenden Anzahl an Fachkräften, bedingt durch den demografischen Wandel entgegenzuwirken. Neben der Hebung inländischer Potenziale, bietet die Zuwanderung von Fachkräften große Potenziale die Fachkräftesicherung zu unterstützen.
Werbe- und Informationsangebote im Ausland ausbauen
Mehrsprachige Plattformen stellen gute Anlaufpunkte dar, um die Chancen der Einwanderung nach Deutschland sowie die damit verbundenen Prozesse darzustellen. In einer Befragung unter hoch qualifizierten Fachkräften geben 20 Prozent an, nicht zu wissen, welche Informationsquellen in Zusammenhang mit der Einwanderung nach Deutschland zuverlässig sind. Die Vernetzung der beteiligten Akteure spielt bei der Ansprache von potenziellen Erwerbsmigrantinnen und Erwerbsmigranten eine zentrale Rolle.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Informationsplattformen für interessierte Fachkräfte bündeln und stärker bewerben.
- Kooperationsprojekte für Arbeitsmigration fördern und auf weitere Drittstaaten ausweiten.
Sprachbarriere überwinden
Die deutsche Sprache ist aufgrund ihrer komplizierten Grammatik schwer zu erlernen und international wenig anwendbar. Das berufliche Erfordernis von Sprachkenntnissen unterscheidet sich stark nach Branchen. Für eine langfristige kulturelle und betriebliche Integration sollte der Erwerb von Sprachkenntnissen im In- und Ausland jedoch angeregt werden.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Personalressourcen bei Prüfinstitutionen im Ausland ausbauen.
- Vermittlung von berufsfachspezifischen Sprachkompetenzen durch entsprechende Programme im Ausland ausbauen.
Internationale Studierende besser integrieren
Deutschland ist für Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer sehr beliebt. Die Bleibequote nach zehn Jahren für internationale Studierende gehört mit 38 Prozent zu den höchsten weltweit. Eine besondere Herausforderung beim Übergang aus dem Studium in den deutschen Arbeitsmarkt stellt für internationale Studierende die Arbeitssuche dar. Neben fehlender Berufserfahrung werden mangelnde Deutschkenntnisse als größte Herausforderung wahrgenommen.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Erwerb von Deutschkenntnissen in englischsprachigen Studiengängen fördern.
- Beratungs- und Vermittlungsangebote für die Arbeitsplatzsuche ausbauen und bewerben.
Integration erleichtern – Angehörige mitdenken
Die Partizipation am Arbeitsmarkt nachgezogener Partnerinnen und Partner aus dem Ausland ist mit einer Erwerbsbeteiligung von 56 Prozent aktuell keineswegs ausgeschöpft. International mobile Fachkräfte werden nur in Deutschland bleiben, wenn sie sich wohlfühlen und in die Gesellschaft integriert sind. Familien der Fachkräfte und deren Herausforderungen müssen daher im Integrationsprozess mitgedacht werden.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Informationsangebote in der Muttersprache zur Verfügung stellen und wichtige Dokumente in englischer Sprache bereitstellen.
- Lokale Strukturen des Migrationsprozesses bündeln und hierfür zentrale Ausländerbehörden für die Koordinierung berufen.
- Beratungs- und Unterstützungsangebote für nachgezogene Familienangehörige anbieten.
Migrationsprozess effizient gestalten
Zuwanderung stößt in der Umsetzung auf zahlreiche bürokratische und gesellschaftliche Hürden. Es ist noch nicht ausreichend gelungen, den Perspektivwechsel im Hinblick auf Migration, der rechtlich an vielen Stellen vollzogen wurde und wird, in der Verwaltung zu verankern
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Behördendienstleistung darauf ausrichten, Migration zu ermöglichen.
- Schlanke, digitalisierte und agile Migrationsprozesse gestalten sowie die Arbeit der daran beteiligten Akteure harmonisieren.
- In allen Bundesländern zentrale Ausländerbehörden für Koordinierung der Erwerbs- und Bildungsmigration einrichten.
Visavergabeverfahren beschleunigen
Für Erwerbsmigrantinnen und Erwerbsmigranten aus Drittstaaten ist für die Einreise nach Deutschland grundsätzlich ein Visum erforderlich. Das komplexe und langwierige Visavergabeverfahren stellt eine der größten Barrieren im Einwanderungsprozess dar und macht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern als Einwanderungsland für Fachkräfte weniger attraktiv. Es braucht einen beschleunigten und effizienten Bearbeitungsprozess im Visaverfahren.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Zu prüfende Unterlagen im Visavergabeverfahren verschlanken, vereinheitlichen und digitalisieren.
- Beteiligungserfordernisse der Akteure im Visavergabeverfahren prüfen.
- Bündelung der Visaverfahren im Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten in Betracht ziehen.
Anerkennung von Qualifikationen erleichtern
Um als Fachkraft anerkannt zu werden, ist der Nachweis eines Berufsabschlusses erforderlich, der einem in Deutschland erlangten Abschluss gleichwertig ist. Je nach Berufsgattung und lokaler Ansiedlung sind unterschiedliche Akteure für den Anerkennungsprozess zuständig. Dies führt zu einem sehr komplexen und langwierigen Anerkennungsverfahren.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Wissen über Bewertung von ausländischen Berufsqualifikationen in zentraler Datenbank sammeln.
- Bestehende Informationen und Beratungsangebote auf einer Plattform bündeln.
- Anerkennungsverfahren durch Zentralisierung der Anerkennungsstellen auf bestimmte Berufe oder Herkunftsstaaten bundesweit standardisieren.
- Qualifizierungsmaßnahmen zu Themenblöcken zusammenfassen und standardisieren.
Digitalisierung & Automatisierung
Fortschreiten der technologischen Entwicklung
Das Spektrum der Tätigkeiten, die automatisiert und digitalisiert werden können, hat sich mit dem Voranschreiten der technologischen Entwicklung zunehmend erweitert. Für den Einsatz neuer Technologien werden spezielle Fähigkeiten bei den beteiligten Arbeitskräften benötigt. Im Jahr 2022 fehlten branchenübergreifend 137.000 IT-Expertinnen und -Experten.
Voraussetzungen für Digitalisierung erkennen
Die Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung stellt die zugehörige Infrastruktur dar. Darüber hinaus steigt der Nutzen von digitalisierten Prozessen, wenn Kooperationspartner (andere Unternehmen, staatliche Verwaltung, Kunden) selbst digitale Prozesse nutzen. Dem Staat kommt daher die Rolle eines Ermöglichers für die Digitalisierung und Automatisierung privater Akteure zu.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Geschwindigkeit des Infrastrukturausbaus beschleunigen.
- Datenkompetenzen durch Weiterbildung und Beratung ausbauen.
- Menschen ohne digitale Kenntnisse durch gesellschaftliche Angebote oder betriebliche Fortbildungen abholen.
Kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen
Während Digitalisierung und Automatisierung in Großunternehmen sehr weit vorangeschritten sind, stehen viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) noch am Anfang ihrer Digitalisierungsbestrebungen. Bestehende Unsicherheiten über Digitalisierungspotenziale und Netzwerkeffekte bei KMU machen eine individuelle Kosten-Nutzen-Analyse der Investitionen sehr komplex.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- (Regionale) Netzwerke und finanzielle (staatliche) Unterstützung in ihrer Bekanntheit steigern und deren Zugang niedrigschwelliger gestalten.
- Potenziale der Digitalisierung für KMU durch konkrete Praxisbeispiele aufzeigen.
Staatliche Dienste grundlegend digitalisieren
Die Digitalisierung in staatlichen Behörden befindet sich noch am Anfang und erfordert großflächige Investitionen: Im Jahr 2022 lag Deutschland im Bereich der digitalen öffentlichen Dienste auf Rang 18 der insgesamt 27 EU-Staaten. Wie auch in KMU bestehen große Pfadabhängigkeiten durch weitläufig verzahnte nicht-digitale Prozesse. Daneben fehlt es in staatlichen Behörden an ausreichenden IT-Kenntnissen um Prozesse eigenständig zu digitalisieren.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Digitale Identitäten, Standards und Schnittstellen auf Bundesebene definieren.
- Entscheidungskompetenz und Ressourcen in IT-Planungsrat und FITKO bündeln.
- Digitale Arbeit in und zwischen Behörden verpflichtend einführen.
(Weiter-)Bildung
Grundkompetenzen ausbauen
Der Anteil der Personen mit (Fach-) Hochschulreife ist zwischen 2011 und 2021 von 26,6 auf 35,7 Prozent angestiegen. Zeitgleich sank der Anteil der Personen mit Haupt- oder Volksschulabschluss von 36,5 auf 25,3 Prozent. Der Anteil höherer Schulabschlüsse ist zwar angestiegen, unter den Schülerinnen und Schülern sind jedoch deutliche Kompetenzunterschiede festzustellen, die einen klaren Handlungsbedarf aufweisen.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Grundkompetenzen, insbesondere im MINT-Bereich fördern.
- Schülerinnen und Schüler mit Hardware für digitale Unterrichtsinhalte ausstatten.
- Technische und digitale Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung der Lehrenden stärken.
- Förderung zur Nachholung eines allgemeinbildenden Schulabschlusses ausbauen.
Berufswahlkompetenz vermitteln
Die Entscheidung für einen bestimmten Berufsweg setzt eine umfassende Berufswahlkompetenz voraus. Solche Kompetenzen werden bereits im Kindesalter durch das Wecken von Interessen nähergebracht. Praxisorientierter und berufswahlunterstützender Unterricht in der Schule sollte im Idealfall darauf aufbauen.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Unterrichtsinhalte curricular mit betrieblichen Erfahrungspraktika oder universitären Einstiegskursen verknüpfen.
- Lehrenden Einblicke in den Arbeitsalltag in Unternehmen vermitteln.
- Regionale Bildungsprojekte und -netzwerke auf Landes- oder Bundesebene koordinieren.
- Zentrale Arbeitsmarktsignale wie Lohn- und Beschäftigungsentwicklungen transparent und leicht verständlich zugänglich machen.
Lebenslanges Lernen ermöglichen und fördern
Die Weiterbildungsbeteiligung hat sich stetig erhöht und lag im Jahr 2020 bei 60 Prozent der 18 bis 64-Jährigen, die Beteiligung ist jedoch sehr heterogen und hängt stark mit der vorhandenen Vorbildung zusammen. Lebenslanges Lernen, dass in Form von weiteren Ausbildungen, Weiterbildungen und informellen Bildungsaktivitäten die Schul- und Berufsausbildung ergänzt, hilft auf dynamisch ändernde Arbeitsmarktanforderungen zu reagieren.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Grundkenntnisse der Digitalisierung in alle Bildungswege integrieren.
- Niedrigschwellige (Weiter-) Bildungsangebote für Geringqualifizierte fördern.
- Informations- und Weiterbildungsangebote für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitsplatznah gestalten.
Bildungswege durch modulare Gestaltung verzahnen
Der Aufbau der Ausbildung als großer Bildungsblock schränkt die Flexibilität ein, um auf geänderte Bedürfnisse im weiteren Berufsleben zu reagieren. Die Ausrichtung der Ausbildung auf Anschlussfähigkeit und Weiterverwertbarkeit durch modular gestaltete (Weiter-)Bildungsangebote dürfte geringere Investitionen und Pfadabhängigkeiten aufweisen.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Übergang zwischen Ausbildungspfaden durch modular definierte Bildungsinhalte erleichtern.
- Rahmenanforderungen für die Vergabe zertifizierter Gesamtabschlüsse und Teilqualifikationen definieren.
- Staatliche Förderung auf Module der Grundlagenbildung und vollwertige Berufsabschlüsse konzentrieren.
Weiterbildungsangebote auf zentraler Plattform bündeln
Die Förderung von Bildungsmaßnahmen ist aufgrund der föderalen Gestaltung der Bildungspolitik sehr unterschiedlich. Die Vielzahl an Bildungspolitischen Maßnahmen und bestehenden öffentlichen und privaten Beratungsangeboten, führen zu Intransparenz und schmälern die Wirkung dieser Weiterbildungsangebote.
Ausgewählte Handlungsoptionen:
- Eine einheitliche Weiterbildungsplattform etablieren.
- Weiterbildungsoptionen und staatliche Förderungen flächendeckend bündeln.
Quellen
Fuchs et al. 2021
Fuchs, J./Söhnlein D./ Weber B.: Projektion des Erwerbspersonenpotenzials bis 2060: Demografische Entwicklung lässt das Arbeitskräfteangebot stark schrumpfen, IAB-Kurzbericht, 25, 2021. URL: https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-25.pdf
Bitkom e.V. 2022
Bitkom e.V.: Trotz Krieg und Krisen: In Deutschland fehlen 137.000 IT-Fachkräfte, 2022. URL: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Deutschland-fehlen-137000-IT-Fachkraefte [Stand: 19.04.2023].
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Bundesagentur für Arbeit: Langzeitarbeitslosigkeit, 2023. URL: https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Interaktive-Statistiken/Langzeitarbeitslosigkeit/Langzeitarbeitslosigkeit-Nav.html [Stand: 19.04.2023].
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Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Fachkräftemonitoring für das BMAS: Mittelfristprognose bis 2026, 2022. URL: https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Forschungsberichte/fb602-fachkraeftemonitoring-fuer-das-bmas.html
Bundesministerium für Bildung und Forschung 2022
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2020, Ergebnisse des Adult Education Survey — AES-Trendbericht, 2022. URL: https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikationen/de/bmbf/1/31690_AES-Trendbericht_2020.pdf?__blob=publicationFile&v=9
Bundesministerium des Innern und für Heimat 2022
Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) (Hrsg.)/Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF): Migrationsbericht der Bundesregierung. Migrationsbericht 2021, Berlin: 2022. URL: https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Migrationsberichte/migrationsbericht-2021.pdf;jsessionid=6C15C83D345605B290E198E989E56C30.intranet261?__blob=publicationFile&v=13
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Statistisches Bundesamt (Destatis): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit (Inländer), Zeitreihe, 2023b. URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/liste-bevoelkerung-erwerbstaetigkeit.html [Stand: 19.04.2023].
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Statistisches Bundesamt (Destatis): 12211-0100 Bevölkerung ab 15 Jahren in Hauptwohnsitzhaushalten: Deutschland, Jahre, Geschlecht, Altersgruppen, Allgemeine Schulausbildung, 2023d, Genesis-Online Datenlizenz by-2-0. URL: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=table&code=12211-0100&bypass=true&levelindex=0&levelid=1680620275770#abreadcrumb [Stand: 16.01.2023].
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