Innovationssystem Deutschland
Innovation ist unabdingbar für die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum der deutschen Volkswirtschaft und trägt entscheidend zur Bewältigung globaler Herausforderungen beispielsweise des Klimaschutzes bei. Nachhaltiger Wohlstand ist ohne Innovation nicht denkbar.
Wie gut neue Ideen entwickelt, umgesetzt und über passende Geschäftsmodelle der Gesellschaft verfügbar gemacht werden können, hängt von den Beiträgen der zahlreichen Akteure des Innovationssystems ab. Diese werden unter politisch gestalteten Rahmenbedingungen getroffen, die entweder innovationsfördernd oder eher strukturbewahrend wirken können.
Das Projekt Innovationssystem Deutschland betrachtet jährlich ein Fokusthema, in welchem wegweisende Entscheidungen zur Gestaltung von Rahmenbedingungen für Innovation anstehen. Die empirische Grundlage der Analyse bildet die Zusammenstellung verfügbarer Daten. Darauf aufbauend werden die Perspektiven unterschiedlicher Stakeholder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in qualitativen Interviews erfasst und zusammengeführt. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden Optionen zur Gestaltung einer innovationsfördernden und damit einer wohlfahrtssteigernden politischen Rahmensetzung herausgearbeitet.
Fokusthemen
1. Die Fachkräftesicherung in Deutschland unterstützen
Eine flächendeckende Sicherung des Fachkräftebedarfs ist ein Schlüssel, um die Innovationskraft Deutschlands zu erhalten und auszubauen. Bei der Gestaltung passender regulatorischer Rahmenbedingungen stehen Arbeitsmarktpotenziale im In- und Ausland, Potentiale von Digitalisierung und Automatisierung sowie Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt.
acatech STUDIE Innovationssystem Deutschland: Die Fachkräftesicherung in Deutschland unterstützen
Fehlende Fachkräfte sind bereits eine große, für manche Betriebe existenzbedrohende Herausforderung, und bald verlassen die Babyboomer den Arbeitsmarkt. Was tun? In einer im Juni 2023 erschienenen Studie bewertet acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Möglichkeiten in der Arbeitsmarkt-Partizipation, Migration, Digitalisierung und Bildung. Deutschland braucht Veränderung in allen vier Handlungsfeldern und muss dabei historisch gewachsene Strukturen aufbrechen. Um mehr ausländische Fachkräfte zu gewinnen, braucht es ein politisches Bekenntnis zur Erwerbsmigration und eine serviceorientierte, ermöglichende Behördenkultur. Zur Studie
2. Effizienz und Agilität der öffentlichen Verwaltung erhöhen
Die Kontrolle und Umsetzung von rahmengebenden Gesetzen obliegt der öffentlichen Verwaltung. Komplizierte Antragsverfahren, träge Abläufe, umfangreiche Auflagen und unzureichend digitalisierte Prozesse hemmen und verhindern allzu häufig Innovationen.
acatech STUDIE Innovationssystem Deutschland: Effizienz und Agilität der öffentlichen Verwaltung erhöhen
Die vorliegende acatech STUDIE geht im Rahmen des Projekts Innovationssystem Deutschland der Frage nach, wie die öffentliche Verwaltung, mit den dahinterliegenden föderalen Strukturen und Prozessen agiler und innovationsfördernder werden kann. Aufbauend auf empirischen Befunden werden die in qualitativen Interviews gewonnenen Perspektiven unterschiedlicher Stakeholder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammengeführt und politische Handlungsoptionen formuliert. Dabei werden die Beschäftigten, die Strukturen sowie die Technologien als Hebel der Verwaltungsmodernisierung beleuchtet. Zur Studie.
3. Zivile und militärische Innovationen verzahnen
Innovationen tragen zur Stärkung der unterschiedlichen Dimensionen unseres Wohlstands bei (z. B. Lebensstandard und Sicherheit) und sind entscheidend für dessen nachhaltiges Wachstum. Auch zur Bewältigung akuter Krisen sind Innovationen entscheidend. Mit der vom Bundeskanzler ausgerufenen „Zeitenwende“ in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine geht eine höhere Gewichtung der äußeren Sicherheit und damit eine Erhöhung des Budgets für Sicherheit und Sicherheitsforschung einher. Damit diese Mittel bestmöglich zum Erhalt und Ausbau nachhaltigen Wohlstands beitragen können, ist eine Evaluierung des bestehenden deutschen Forschungs- und Innovationssystems erforderlich.
Bislang sind zivile und militärische Innovationsökosysteme hierzulande weitgehend entkoppelt. Entwicklungen aus dem zivilen Innovationssystem können jedoch zur Stärkung des Verteidigungsbereichs beitragen. Ebenso können Entwicklungen aus dem militärischen Innovationssystem zivile Anwendungen hervorbringen. Ein Großteil der öffentlichen Forschungsförderung ist bislang jedoch ausschließlich auf zivile Innovationen ausgerichtet und militärische Forschung z. B. durch Fördervoraussetzungen strikt ausgeschlossen. Dadurch bleiben Synergien z. B. durch Spillover-Effekte weitgehend ungenutzt.
Dabei ist die definitionsscharfe Abgrenzung zwischen ziviler und militärischer Nutzung ohnehin schwer möglich, insbesondere bei zahlreichen Anwendungen mit doppeltem Verwendungszweck (Dual-Use). Bei der Ausschöpfung von Synergiepotenzialen beider Innovationsökosysteme sind jedoch mehrere Herausforderungen zu beachten: Sicherheitsinteressen, gesellschaftliche Akzeptanz (z. B. Zivilklausel), Forschungsförderung und öffentliche Beschaffung spielen in zivilem und militärischem Bereich unterschiedliche Rollen und lassen sich nicht ohne Weiteres ineinander überführen.

Die aktuelle Studie soll die Potentiale einer engeren Verzahnung ziviler und militärischer Innovationsökosysteme aus ganzheitlicher Perspektive untersuchen und Handlungsoptionen ausarbeiten, mit denen sich Synergiepotenziale heben lassen, um die Leistungsfähigkeit des gesamten Innovationssystems zu erhöhen. Die Veröffentlichung ist im zweiten Quartal 2025 geplant.
Mitglieder der Projektgruppe
- Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Ann-Kristin Achleitner
Technische Universität München - Dr. Gerhard Kussel
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften - Sandra Pavleka
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften - Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph M. Schmidt
RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung