Akzeptanz von Industrie 4.0-Lösungen: Beschäftigte müssen frühzeitig eingebunden und informiert werden

Hannover, 1. April 2019
Mangelnde Akzeptanz gegenüber neuen Technologien kann für Unternehmen der Industrie 4.0 zum Problem werden: Zieht die Belegschaft beispielsweise bei der Einführung neuer Assistenzsysteme nicht mit, stehen Produktivität und Binnenklima auf dem Spiel – vielleicht sogar die Existenz des Unternehmens. Der Zwischenbericht des Projekts „Akzeptanz von Industrie 4.0“, der am 1. April auf der Hannover Messe vorgestellt wird, zeigt, wie Beschäftigte eingebunden und Akzeptanz hergestellt werden kann.
Skepsis gegenüber neuen Technologien ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet, das machen Untersuchungen wie das TechnikRadar von acatech und Körber-Stiftung immer wieder deutlich. In der Arbeitswelt entfaltet diese Skepsis bisweilen eine starke Wirkung: Dort kann die Einführung einer technischen Neuerung Massenstreiks und Proteste hervorrufen – wie beispielsweise während des großen Druckerstreiks in den 1970er-Jahren, als sich Beschäftigte im Druckgewerbe gegen den elektronisch gesteuerten Lichtsatz richteten, der den traditionellen Bleisatz ablösen sollte.
Im Zeitalter der Industrie 4.0 bringen neue Technologien einen grundlegenden Wandel in Arbeitsabläufen und -aufgaben mit sich – gerade in Produktionsbetrieben und Fabriken. Auf dem sogenannten Hallenboden („Shop Floor“) können Vernetzung, Assistenzsysteme und Automatisierung Produktionsprozesse effizienter gestalten – was durchaus im Sinne der Unternehmen und des Industriestandorts Deutschland ist. Demgegenüber steht die Sorge der Beschäftigten, dass die Neuerungen mit Lohnkürzungen, Dequalifizierung und insbesondere dem Arbeitsplatzverlust einhergehen. Ohne die Unterstützung ihrer Beschäftigten können Unternehmen den Wandel zur Industrie 4.0 jedoch nicht erfolgreich bewältigen.
Damit dies gelingt und neue Technologien auf Akzeptanz stoßen, gilt es für Unternehmen, planvoll und bewusst vorzugehen. Der Zwischenbericht zum Projekt „Akzeptanz von Industrie 4.0“, der am 1. April auf der Hannover Messe vorgestellt wird, gibt Handlungsempfehlungen. Die interdisziplinäre Projektgruppe wertete dazu den Forschungsstand sowie Interviews und Fallstudien aus Betrieben aus, in denen Industrie 4.0-Lösungen kürzlich eingeführt wurden.
„Der Zwischenbericht zeigt klar: Die Beschäftigten akzeptieren neue Technologien in ihrem Arbeitsumfeld dann, wenn sie von Anfang an über Ziele und Auswirkungen der Einführung informiert werden. Zudem sollten sie auf der Basis ihrer Erfahrungen und Kompetenzen möglichst schon die Auslegung der Technologie und später auch ihre Einführung mitgestalten können“, fasst Projektleiter Hartmut Hirsch-Kreinsen von der TU Dortmund die zentralen Ergebnisse zusammen. Erst wenn es gelinge, dass die Beschäftigten den Wandel proaktiv unterstützen, könnten die Potenziale der Industrie 4.0 voll gehoben werden.
„Transparenz und Mitbestimmung dürfen aber keine Momentaufnahme sein. Sie müssen auf Dauer gestellt und z.B. durch Betriebsvereinbarungen institutionalisiert werden“, so Hartmut Hirsch-Kreinsen weiter. Wer mitgestalten kann, stets gut informiert ist und die Vorteile einer Technologie unmittelbar zu spüren bekommt, ist also weniger skeptisch.
Die Ergebnisse des Berichts entstanden als Expertise für den Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0, der von acatech koordiniert wird.