Industrie 4.0 feiert 10-jähriges Jubiläum – die erste Halbzeit ist geschafft
München, 12. April 2021
Das Konzept „Industrie 4.0“ wurde auf der Hannover Messe 2011 erstmals der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die Gründerväter sind Henning Kagermann, Vorsitzender des acatech-Kuratoriums, Wolfgang Wahlster, Mitglied von acatech und des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0 sowie Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Sie entwickelten mit Industrie 4.0 ein Leitbild für die vierte industrielle Revolution im Kontext der Digitalisierung der Produktion, das auch zehn Jahre später noch hochaktuell ist.
Die Zeit vor zehn Jahren war von den Auswirkungen der Finanzkrise geprägt. Die Gründerväter veröffentlichten mit dem Artikel „Industrie 4.0: Mit dem Internet der Dinge auf dem Weg zur 4. industriellen Revolution“ ein innovatives Konzept, um die deutsche Wirtschaft widerstands- und wettbewerbsfähiger zu machen. Bundeskanzlerin Angela Merkel war sofort von dem Thema überzeugt und griff die neue Wortmarke „Industrie 4.0“ am 3. April in ihrer Eröffnungsrede zur Hannover Messe 2011 auf. Im gleichen Jahr initiierte die Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft das Zukunftsprojekt Industrie 4.0.
Die damaligen Ziele und das anschließende Vorgehen fasst Henning Kagermann wie folgt zusammen:
Über Wandlungsfähigkeit und Ressourceneffizienz die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger zu machen: das stand als Zielsetzung hinter dem Zukunftsprojekt Industrie 4.0. Der Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0 – herausgegeben von der Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft und acatech – wurde auf der Hannover Messe 2013 an die Bundeskanzlerin übergeben. Seitdem arbeiten alle beteiligten Akteure in der Plattform Industrie 4.0 erfolgreich an der Ausgestaltung dieses deutschen Exportschlagers.
Die erste Halbzeit ist geschafft
Inzwischen ist Industrie 4.0 weitreichend im unternehmerischen Kontext bekannt und wird als ein Schlüssel zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit erachtet. Obwohl viele deutsche Anbieter einen Vorsprung gegenüber der internationalen Konkurrenz haben, sind noch nicht einmal zehn Prozent der industriellen Produktion auf Industrie 4.0 umgestellt. In der zweiten Halbzeit von Industrie 4.0, beziehungsweise in den nächsten zehn Jahren, werden daher neueste Entwicklungen wie die industrielle KI (Künstliche Intelligenz) oder Edge-Computing im Fokus stehen, um die technische Souveränität in Deutschland und Europa langfristig sicherstellen zu können. Neben diesen technischen Aspekten stehen zukünftig auch die Entwicklung und Implementierung von datengetriebenen- und plattformbasierten Geschäftsmodellen oder neue Formen der Mensch-Maschinen-Interaktion auf der Agenda. Dabei wird ein Kernsatz von Industrie 4.0 weiterhin Gültigkeit haben: „Der Mensch steht im Mittelpunkt.“
Wolfgang Wahlster, einer der Gründerväter von Industrie 4.0, blickt auf zehn erfolgreiche Jahre zurück:
Seit 2011 hat sich das Konzept von Industrie 4.0 viral ausgebreitet und wird heute weltweit wie die Begriffe „Kindergarten“ und „Autobahn“ mit Deutschland assoziiert. Mit diesem Exportschlager haben wir in der Hightech-Welt erstmals wieder ein innovatives Konzept aus Deutschland international etablieren können, nachdem diese über viele Jahre meist aus Amerika oder Asien kamen. Wir dürfen aber in der Forschung und bei der Innovation für die nächste Phase dieser 4. industriellen Revolution jetzt nach der Halbzeit nicht nachlassen sondern müssen weiterhin besonders in die industrielle KI als zweite Welle der Digitalisierung investieren, denn die enormen Potenziale von Industrie 4.0 sind noch lange nicht ausgereizt.
Ein ausführliches Interview mit Herrn Wahlster zu Industrie 4.0 finden Sie unter diesem Link.
Über den Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0
Der Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0, der aus dem Wissenschaftlichen Beirat Industrie 4.0 hervorging, konstituierte sich 2018 neu. Im Forschungsbeirat sind 19 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft und 13 Repräsentanten aus der Wirtschaft tätig, um die Plattform Industrie 4.0, ihre Arbeitsgruppen und die Bundesministerien, insbesondere das Bundesministerium für Bildung und Forschung, unabhängig zu beraten. Die Arbeit des Forschungsbeirats zielt darauf ab, über die Erarbeitung von wissenschaftsbasierten Forschungsempfehlungen die Weiterentwicklung und Umsetzungsplanung von Industrie 4.0 in der deutschen Wirtschaft voranzutreiben. Der Forschungsbeirat versteht sich als Impulsgeber für künftige Forschungsthemen und Berater zur Umsetzung von Industrie 4.0. Die Arbeit des Forschungsbeirats wird durch acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften koordiniert und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.