Mehr ÖPNV – Wege zur neuen Mobilität

München, 19. Juni 2023
Menschen und Güter sollen in naher Zukunft sicher, ökologisch und bezahlbar ihre Ziele erreichen. Nur so erreicht auch der Verkehrssektor seine anspruchsvollen Klimaziele. Doch nicht immer stehen Erwartungen und Wünsche der Bevölkerung im Einklang mit den Überlegungen von Experten zur neuen Mobilität. Das zeigt auch der neueste „acatech Mobilitätsmonitor“, der die Ergebnisse einer repräsentativen Allensbach-Umfrage auswertet, die im Auftrag von acatech erstellt wurde. Bei acatech am Dienstag, das am 13. Juni im Salon Luitpold in München stattfand, diskutierten Gäste und Expertinnen und Experten über attraktivere Angebote im ÖPNV, über neue Technologien und ein besseres Miteinander aller Verkehrsträger.
Der promovierte Volkswirt, Konditormeister, Geschäftsführer und Gastgeber des Salon Luitpold, Stephan J. Meier, freute sich, acatech am Dienstag nun zum zweiten Mal ein stilvolles Ambiente bieten zu dürfen. Letztes Jahr wurde über KI, diesmal über das Thema Mobilität diskutiert. Der Moderator Marc-Denis Weitze (acatech Geschäftsstelle) führte ins Thema ein und fragte alle Gäste, wer mit welchem Verkehrsmittel gekommen war – häufig genannt wurde der ÖPNV, kaum das Auto, eine Person war mit der Vespa, einige mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs.
Für mehr Klimaschutz im Verkehr müssen intermodale Konzepte gestärkt werden und technologische Innovationen mit geeigneten Rahmenbedingungen Hand in Hand gehen – und beides muss in der Bevölkerung Akzeptanz finden. Deshalb beobachtet der repräsentative Mobilitätsmonitor von acatech und dem Institut für Demoskopie Allensbach nun im vierten Jahr die Entwicklungen des Mobilitätsverhaltens der deutschen Bevölkerung, die Bereitschaft zu Veränderungen und die Akzeptanz der Elektromobilität. Ausgewählte Ergebnisse des aktuellen Mobilitätsmonitors stellte acatech Präsident Thomas Weber in seinem Impulsbeitrag zu Beginn der Veranstaltung vor: Das Auto ist nach wie vor mit Abstand das wichtigste Verkehrsmittel: 47 Prozent nutzen es täglich, weitere 23 Prozent mehrmals in der Woche; das Fahrrad wird von 18 Prozent täglich genutzt, von weiteren 25 Prozent mehrmals in der Woche. Dabei nimmt die Fahrrad-Nutzung zu, während die Nutzung des Autos leicht rückläufig ist. Für 72 Prozent der Bevölkerung ist das Auto unverzichtbar, gefolgt vom Fahrrad (51 Prozent) und dem ÖPNV (42 Prozent).
Die Ergebnisse des acatech Mobilitätsmonitors zeigen, dass es zwingend notwendig ist, die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer in den Mittelpunkt der Transformation der Mobilitätssysteme zu stellen. Dazu müssen kombinierte Mobilitätsangebote vereinfacht und der ÖPNV als vollwertige Alternative etabliert werden. Gleichzeitig bedarf es einer Weiterentwicklung räumlicher Strukturen, der Stärkung einer lokalen Angebotsvielfalt und damit einer Mobilitätskultur der kurzen Wege. Zusätzlich sind technologische Entwicklungen zentrale Bausteine für den Erfolg der Mobilitätswende. Thomas Weber betonte in diesem Zusammenhang, dass auch weiterhin begleitende Maßnahmen zur Stabilisierung des Hochlaufs der Elektromobilität notwendig sind. Wichtig ist dabei, dass effiziente Gesamtsysteme entstehen und somit auch die Sektorkopplung und damit eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft gefördert wird. Digitale Innovationen und die Vernetzung von Verkehrssystemen können helfen, Mobilität nachhaltiger, sicherer und bedarfsorientiert zu gestalten.
Kirstin Hegner (Digital Hub Mobility / UnternehmerTUM) und Klaus Bogenberger (Technische Universität München) kommentierten anschließend die Ergebnisse des Mobilitätsmonitors und gingen auf neue Mobilitätskonzepte, Herausforderungen und aktuelle Lösungsansätze ein. Kirstin Hegner stellte zunächst die Fragestellungen des Mobilitätsmonitors zur Diskussion: Werden mit der Frage „Was ist unverzichtbar?“ nicht eher Gewohnheiten abgefragt, die durch Veränderungen der Rahmenbedingungen überwunden werden können? Sie verwies hier beispielsweise auf ein neues Konzept großer Firmen, Außenstellen im Landkreis einzurichten, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu ermöglichen ins Büro zu kommen – ohne in die Stadt pendeln zu müssen.
Klaus Bogenberger ergänzte, dass immer mehr Firmen ihren Mitarbeitenden ÖPNV-Tickets bezahlten und dafür keine firmeneigenen Parkplätze mehr vorhalten, um Verkehr aus den Innenstädten herauszuhalten. Er betonte auch, dass es bei Wegen zur neuen Mobilität nicht nur um CO2 gehen wird, sondern auch um Flächenverbrauch (Beispiel Parkplätze), Feinstaub und Lärm. Kirstin Hegner plädierte dafür, das Parken in den Innenstädten deutlich teurer zu machen, um die Leute dazu zu bringen, auf den ÖPNV umzusteigen.
Im Rahmen der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde mehrfach betont, wie langfristig die Entscheidungen zur Mobilität wirken und in welchem Zeitrahmen sie zu planen sind. Die neue Stammstrecke in München ist hier ein eindrückliches Beispiel. Mobilität ist zudem sehr individuell geprägt und muss sich an den unterschiedlichen Lebensrealitäten der Menschen ausrichten.
Weitere Informationen:
acatech am Dienstag im Café Luitpold: KI verantwortlich gestalten