HORIZONTE nachgefragt! mit Karsten Lemmer
Karsten Lemmer vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt erklärt, wie Wasserstoff in der Raumfahrt eingesetzt wird.
In den 60er Jahren flog die NASA schon mit Wasserstoff zum Mond. Welche Potenziale gibt es heute in der Raumfahrt? Wann können wir als Passagiere mit Wasserstoff in einem geschlossenen Kreislauf zum Mars fliegen?
Auch heute fliegen wir mit Wasserstoff ins Weltall. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Raketen ins All zu bringen: zum Beispiel mit Feststoffantrieben oder mit Wasserstoffverbrennung. Dabei kommt es darauf an, welchen Zweck die Rakete hat – es gibt von kleineren Trägerraketen, sogenannte Micro-Launchern, bis hin zu großen Raumtransportern für Astronauten ein riesiges Spektrum. Die Vorteile von Wasserstoff gegenüber anderen Treibstoffen sind sein geringes Gewicht bei gleichzeitig dem höchsten Energieinhalt pro Kilogramm und seine stabilen Verbrennungseigenschaften.
Eine Reise zum Mars kann theoretisch mit verschiedenen Antrieben erfolgen. SpaceX setzt aus Kostengründen (noch?) auf Methan, die NASA arbeitet an einem Nuklear-Antrieb. Wenn die Verfügbarkeit von grünem und bezahlbaren Wasserstoff für die Raumfahrt gegeben wäre, wäre es durchaus denkbar, den notwendigen Wasserstoff auf der Erde und perspektivisch auf dem Mars zu erzeugen. Raumfahrtantriebe werden stetig weiterentwickelt, was Leistungsfähigkeit, Effizienz und Verlässlichkeit angeht – insbesondere für eine so lange Reise wie die zum Mars. Deswegen betreiben wir beim DLR in Lampoldshausen eine Weltklasse-Infrastruktur mit Testständen für kleine und große Raumfahrtantriebe, ergänzt durch zwei eigene Elektrolyseure und perspektivisch einen Verflüssiger.
Das Wasserstoff-Know-How im DLR wird kontinuierlich von Raumfahrtanwendungen zu terrestrischen Anwendungen und von der Forschung in die Wirtschaft transferiert. Wir betreiben Teststände, Reallabore und Prototypenentwicklung für Wasserstofftechnologien und entwickeln diese wissenschaftlich weiter. Sie dienen der Forschung für den Straßen- und Schienenverkehr, für die Luftfahrt und der Forschung zur Transformation von Industrieprozessen mit Hilfe von Wasserstoff. Insbesondere geht es auch um die Erzeugung von Wasserstoff mit konzentrierter Solarenergie, die bei weiterer Entwicklung der Technologie einen erheblichen Anteil „grünen“ Wasserstoffs liefern könnte. All dies tun wir in direkter Partnerschaft mit der Industrie, um neue Lösungen schneller skalieren und in den Markt bringen zu können.