acatech Reihe „Ankommen statt unterwegs sein“: Auf die lokale Governance kommt es an

München, 15. Juni 2023
Erreichbare Ziele des Alltags machen lebenswerte Stadtregionen aus und mindern den Verkehr – deshalb sollten Städte und Kommunen Mobilität und Raum integriert planen. Dies scheitert nicht am fehlenden Wissen, sondern am Umsetzungsprozess selbst. Die neu erschienene acatech Diskussion „Ankommen statt unterwegs sein – Lokale Governance integriert gestalten“ entwickelt Handlungsmöglichkeiten, wie die Verzahnung von Raum- und Mobilitätsplanung gelingen kann.
Verweilen statt Eilen
Es brauche eine Transformation hin zu einem besseren Leben und Ankommen in Straßenräumen und Stadtregionen, wenn es um nachhaltige Mobilität geht, betont Helmut Holzapfel. „Raum und Mobilität müssen auf das Verweilen und aktive Nutzen der Menschen hin ausgerichtet sein, nicht auf das möglichst schnelle Durcheilen.“ Er sagt: „Wir wollen mehr Belebung, Vielfalt und soziale Interaktion“.
Was steht einer solchen Mobilitätskultur aktuell im Weg? Raum und Mobilität müssten integriert geplant werden. Das bedeutet, dass die Wechselwirkungen zwischen Leben und Bewegen beachtet werden müssen. Denn sie bestimmen über die Alltagstauglichkeit von Quartieren und letztlich über ihre Lebensqualität für die Menschen.
Das lebenswerte Stadtbild der Zukunft muss aber nicht nur eine gute Mobilitätsinfrastur aufweisen, sondern auch im Sinne des Klimawandels konzipiert sein. Grüne und Blaue Infrastrukturen dienen beispielsweise als Rückzugsort der Menschen und der Bewältigung von Extremwetterlagen, wie Hitze oder Überschwemmung. Diese Sichtweisen und Szenarien müssen Eingang in den Entscheidungs- und Planungsprozess finden.
Die Herausforderung: Zusammenarbeit verschiedenster Ebenen
„Eine besondere Herausforderung liegt in der Zusammenarbeit aller relevanten Akteure, die an der Mobilitäts- und Raumplanung beteiligt sind“, erklärt Klaus Beckmann. „Zahlreiche Verwaltungsebenen sowie inhaltliche Bereiche müssen Raum und Mobilität gemeinsam betrachten, planen, Entscheidungen treffen und umsetzen – wir brauchen eine Integration auf unterschiedlichen Ebenen“.
Das Aufeinanderprallen divergierender Interessengruppen ist hier oft vorprogrammiert und kann die lokale Weiterentwicklung von lokaler Stadt- und Mobilitätsplanung hemmen. Gerade im lokalen Kontext ist deshalb Beteiligung an Stadtbild und Mobilität seitens Bürger wichtig – indirekt über Kommunalwahlen und direkt durch eine aktive Zivilgesellschaft und Beteiligungsverfahren.
Auch unterschiedliche Handlungslogiken führen zu Konflikten. Etwa, wenn eine an Wahlperioden orientierte politische Programmatik auf eine langfristig ausgerichtete Planungslogik von städtebaulichen oder verkehrlichen Maßnahmen trifft.
acatech entwickelt einen kommunalen Leitfaden
Die aktuelle Publikation reiht sich an die Untersuchungen der acatech Projektgruppe „Integrierte Mobilitäts- und Raumplanung“. Eine eröffnende acatech DISKUSSION hatte Raum und Mobilität vermessen, es folgte eine akteurszentrierte Erhebung zum Individualverhalten. Mit Blick auf die kommunale Ebene widmet sich die aktuelle Veröffentlichung den Zusammenhängen zwischen Rahmenbedingungen, Akteuren und Strukturen. Daraus leitete die Projektgruppe unter der Leitung von Klaus J. Beckmann (acatech/ KJB.Kom) und Helmut Holzapfel (acatech/Zentrum für Mobilitätskultur Kassel) Ansatzpunkte für einen erfolgreichen Wandel von Stadtplanung und Mobilität ab.
Die Ergebnisse des acatech Projekts „Integrierte Stadtentwicklung und Mobilitätsplanung – Rahmenbedingungen, Konzepte, Umsetzungsstrategien, Kooperationen“ fließen bis Ende 2023 in einem kommunalen Leitfaden zusammen. Dieser soll Kommunen und Regionen dabei unterstützen, eine integrierte Planung von Raum und Mobilität umsetzen und diese so zu verbessern. Dafür werden im Rahmen des Projekts Empfehlungen ausgearbeitet und zum Projektabschluss veröffentlicht.
Die aktuelle Publikation finden sie hier.