Digitale Serviceplattformen – Erfolgskriterien für die Smart Service Welt

© Erfurth Kluger Infografik GbR
Hintergrund
Die digitale Transformation verändert die Wertschöpfungsketten in allen Industriezweigen in rasantem Tempo. Im Internet der Dinge, Daten und Dienste werden von Menschen, Geräten und Maschinen immer größere Mengen an Daten produziert und auf digitalen Plattformen analysiert. Aus Big Data wird Smart Data, durch Software veredelte Daten, bedarfsgerecht und individuell konfiguriert.
Die daraus erstellten Smart Services verknüpfen intelligente Produkte mit datenbasierten Dienstleistungen. Im Zentrum dieser Smart Service Welt stehen digitale Plattformen, auf denen die Menschen, Produkte, Dienste, Engineering- und Produktionsprozesse sowie unsere Infrastruktur miteinander vernetzen werden.
Das acatech Projekt „Digitale Serviceplattformen“ betrachtet die Umsetzung von Smart Services in unterschiedlichen Branchen – in der Produktion, Logistik, im Energiesektor oder im Bereich Gesundheit – und liefert eine Orientierung zum Aufbau digitaler Geschäftsmodelle, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Anwendungsbeispiele zeigen, wie der Einstieg in die Plattformökonomie als Anwender und Anbieter von Smart Services gelingen kann.
Smart Service Welt 2018 – Wo stehen wir? Wohin gehen wir?
Ziel des Smart Service Welt-Reports 2018 ist es, die bisher aus den verschiedenen Aktivitäten der Smart Service Welt gewonnenen Erfahrungen aufzugreifen, den derzeitigen Kenntnisstand darzulegen und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen zu geben. Dabei sollen auch die Herausforderungen aufgezeigt und auf übergreifende Handlungsempfehlungen verwiesen werden. Es gilt, die konzeptionellen Basisfragen: „Wo stehen wir? Wohin gehen wir?“ im Kontext der drei Betrachtungsdimensionen Geschäftsmodellinnovationen, technologische Wegbereiter und Management & Organisation zu diskutieren.
Ziele
Auf die zentrale Bedeutung von digitalen Serviceplattformen wurde bereits im Abschlussbericht des Arbeitskreises Smart Service Welt – Internetbasierte Dienste für die Wirtschaft hingewiesen, der als zweites Zukunftsprojekt der Bundesregierung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und acatech initiiert wurde. Um erfolgreich sein zu können, müssen deutsche und europäische Plattformbetreiber und Anbieter von Smart Services gemeinsam digitale Ökosysteme um ihre Produkte und Services aufbauen. Zwar ist Deutschland der führende Plattformanbieter in Europa, liegt aber weit hinter Nordamerika zurück.
Das acatech Projekt „Digitale Serviceplattformen“ knüpft an diesen Weckruf an und erforscht Erfolgskriterien für die Umsetzung von Smart Services auf digitalen Serviceplattformen anhand von Praxisbeispielen. Ziel ist es, Erfahrungswerte zu sammeln und einen Leitfaden für die Zusammenarbeit in digitalen Ökosystemen zu erarbeiten. Dabei werden Kooperationspartner aus Wissenschaft, Industrie sowie Verbänden und Gewerkschaften vernetzt. Eine wichtige Aufgabe ist auch die Verzahnung mit bestehenden Förderinitiativen und der Begleitforschung.

Leitfragen des Projekts
- Welche Erfahrungswerte aus vorhandenen digitalen Plattformen können für die Weiterentwicklung existierender Plattformen und weitere darauf generierte Smart Services gesammelt werden?
- Wie sollte die Zusammenarbeit von Plattformanbietern und Plattformnutzern gestaltet werden?
- Welche Einflussfaktoren sind entscheidend für eine Skalierbarkeit von datenbasierten Diensten?
- Welche Anforderungen können für das Bedarfsfeld „Digitale Bildung“ erschlossen werden?
- Wie können neuartige digitale Geschäftsmodelle in Form von Smart Services auf der Basis eine einheitlichen Marktplatzkonzeptes realisiert werden?
- Wie können Smart Services in bestehende Anwendungsumgebungen integriert werden und Dienste übergreifende Interoperabilität gewährleistet werden?
- Welche Synergien sind zu bereits bestehenden Initiativen vorhanden bzw. wie kann ein offener Austausch mit verwandten Initiativen gestaltet werden?
- Wie entwickeln sich datenbasierte Dienstleistungen im internationalen Vergleich bzw. welche Marktentwicklungen können beobachtet werden?
- Wie kann eine durchgängige Werkzeugkette konzipiert werden, um die Entwicklung von Smart Services für Startups, KMUs und IT-ferne Mittelständler zu unterstützen?
Empfehlungen
- Förderung offener, lizenzfreier Plattformen als Voraussetzung für die technische Souveränität Deutschlands in der Smart Service Welt
- Schneller Einstieg für den Mittelstand – eine „Onboarding Factory“ für Deutschland (siehe unten: Konzept Onboarding Factory)
- Der Mensch im Mittelpunkt: Smart Services im Kontext einer sich ändernden Arbeitswelt
Was ist eine Onboarding Factory?
Der Begriff „Onboarding“ ist aus der Personalwirtschaft entnommen und meint in Analogie zur Integration neuer Mitarbeiter in eine Organisation, das Unterstützen von (kleinen und mittleren) Unternehmen beim Eintritt in die Plattformökonomie (sinnbildlich: „an die Hand zu nehmen“).
Zahlreiche Studien belegen den erhöhten Bedarf, KMU bei der Digitalisierung ihrer Wertschöpfungsprozesse zu unterstützen, da ihre Größe, die Führungs- und Beschäftigungsstruktur oder die Finanzierungsstruktur häufig einer durchgängigen Digitalisierung im Weg stehen. Im Rahmen eines Dienstleistungskonzeptes „Onboarding Factory“ liegt der Fokus des Angebots auf Innovationen durch datenbasierte Dienste (Smart Services). So stellt der Dienstleister das gesammelte Wissen zu Innovationen in der Plattformökonomie zur Verfügung, veranschaulicht Anwendungsbeispiele (Best Practices) aus unterschiedlichen Branchen und bietet Beratung zu den Technologiekomponenten. In Workshops wird gemeinsam mit den teilnehmenden Unternehmen das bestehende Geschäftsmodell hinsichtlich der Innovationspotenziale analysiert und darauf aufbauend Prototypen für Smart Services entwickelt.
Beratend steht ein Netzwerk aus etablierten Unternehmen sowie Partnern aus Wissenschaft und Politik zur Verfügung, um einen neutralen Ordnungsrahmen für den Einstieg in datenbasierte Dienste bereitzustellen. Die Organisationsentwicklung wird ebenfalls mit Blick auf die unterschiedlichen internen Zielgruppen (Unternehmensleitung, IT-/Digitalisierungsverantwortlicher, Produktionsleiter) thematisiert, da digitale Transformation zur Smart Service Welt in der Unternehmensstrategie verankert sein sollte.
Unter Berücksichtigung der strategischen Anknüpfungspunkte an bestehende Initiativen und des Beratungsbedarfs seitens KMU wird im Rahmen des Projektes derzeit ein Konzept „Onboarding Factory“ entwickelt.
MOOC Smart Service Welt
Am 19. Juni ist die englische Version des MOOCs Smart Service Welt gestartet. Die kostenlose Anmeldung ist ab sofort unter https://open.sap.com/courses/ssw1-tl (MOOC-Plattform der SAP SE) möglich. Die deutsche Version des MOOCs steht Ihnen weiterhin auf dem acatech mooc.HOUSE-Channel (https://mooc.house/courses/ssw-2018) zur Verfügung.
MOOC Kursprogramm
Einführung
- Einführung in die Smart Service Welt – Prof. Dr. Henning Kagermann (acatech) und Frank Riemensperger (Accenture)
Woche 1 – Smart Services und Geschäftsmodellinnovationen
- Einführung in Woche 1 – Frank Riemensperger (Accenture) und Dr. Helmuth Ludwig (Siemens)
- Überblick über die Smart Service Welt – Frank Riemensperger (Accenture)
- Digitale Geschäftsmodelle in der Smart Service Welt – Prof. Dr. Rudolf Müller (BISS Institute Maastricht University)
- Geschäftsmodellinnovation – Dr. Helmuth Ludwig und Matthias Köhler (Siemens)
- Digitales Kundenerlebnis – Matthias Schrader (Sinner & Schrader)
- Digitaler Kundenservice – Martin Wild (Media Markt Saturn)
- Smart Services für den Mittelstand – Prof. Dr. Thomas Bauernhansl (Fraunhofer IPA), Prof, Dr. Matthias Mehrtens (Kärcher) und Michael Nilles (Schindler)
- Ökosystem-Innovation (Exkurs) – Dr. Markus Pertlwieser (Deutsche Bank)
Woche 2 – Technologische Wegbereiter für die Smart Service Welt
- Einführung in Woche 2 – Prof. Dr. Henning Kagermann (acatech) und Prof. Dr. Wolfgang Wahlster (DFKI)
- Digital Innovation System – Dr. Hans Jörg Stotz (SAP)
- Personalisierung von Smart Services – Prof. Dr. Anthony Jameson (DFKI)
- Smart Service Software Platform & Ecosystem – Ulrich Ahle (FIWARE)
- Industrie 4.0 / Maschinenbau Plattform – Dr. Marco Link (Adamos)
- Künstliche Intelligenz – Prof. Dr. Wolfgang Wahlster (DFKI)
- Entscheidungsunterstützung in Smart Services – Prof. Dr. Anthony Jameson (DFKI/Chusable)
Woche 3 – Smart Services, Management und Unternehmensorganisation
- Einführung in Woche 3 – Prof. Dr. Henning Kagermann (acatech) und Frank Riemensperger (Accenture)
- Unternehmen im digitalen Ökosystem – Prof. Dr. Katja Windt (Jacobs University Bremen)
- Smart Services und Unternehmensorganisation – Reinhold Groß (Trumpf Werkzeugmaschinen)
- Culture eats strategy for breakfast (Exkurs) – Dirk Hoke (Airbus)
- Smart Services und die Zukunft der Arbeit – Jürgen Kerner (IG-Metall)
- Smart Services und Qualifikation – N.N.
Woche 4 – Smart Services Best Practices
- Einführung in Woche 1 – Prof. Dr. Henning Kagermann (acatech) und Frank Riemensperger (Accenture)
- Energie – Dr. Olfa Heil (Hitachi)
- Mobilität und Logistik – Michael Bültmann (HERE)
- Smart Home – N.N.
- Gesundheit / Pharma – Dr. Werner Eberhardt (SAP Health)
- Energie – Martin Becker (Siemens)
- Finance und Insurance – Christof Reinert (Munich Re)
- Mobilität und Logistik – Dr. Daniela Gerd Tom Markotten (moovel Group)
- Politik – Dr. Alexander Tettenborn (BMWI)
- Telekommunikation – Dr. Ferri Abolhassan (Telekom)
Mitglieder der Projektgruppe
Arbeitsgruppe „Plattformen & Ökosysteme“
- Dr. Peter Weckesser
Airbus Group (Co-Leitung) - Bernd Altpeter
DITG GmbH - Klaus Bauer
Trumpf GmbH & Co. KG - Hans-Peter Bock
Trumpf GmbH & Co. KG - Jackson Bond
relayr GmbH - Andreas Brandt
Deutsche Börse AG - Gerd Brenner
Trumpf GmbH & Co. KG - Michael Butschek
Siemens AG - Burkhard Dümler
adidas AG - Dr. Filip Feyaerts
Printing International Group - Dr. Thomas Friese
Siemens AG - Mandy Galkow-Schneider
Deutsche Telekom AG - Marlene Gerneth
Deutsche Telekom AG - Dr. Lutz Hager
IKK Südwest - Philipp Jussen
RWTH Aachen - Prof. Dr. Achim Kampker
RWTH Aachen - Bodo Körber
Accenture GmbH - Dr. Ulrich Löwen
Siemens AG - Prof. Dr. Wolfgang Maaß
Universität des Saarlandes - Prof. Dr. Matthias Mehrtens
Kärcher GmbH & Co. KG - Jens Mueller
relayr GmbH - Carsten Polenz
SAP SE - Dr. Albrecht Ricken
SAP SE - Alexej Roytburg
Deutsche Börse AG - Marten Schirge
Device Insight GmbH - Harald Schoening
Software AG - Jan Speich
Deutsche Post DHL - Ernst Joachim Steffens
Deutsche Telekom AG/T-Labs (Research & Innovation) - Dr. Hans Jörg Stotz
SAP SE - Patrick Vollmer
Accenture Gmbh
Expertenkreis „Digitale Bildung“
- Prof. Dr. Gesche Joost
Universität der Künste Berlin (Leitung) - Jens Brajer
Carl Zeiss AG - Prof. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann
TU Chemnitz - Dr. Svenja Falk
Accenture GmbH - Dr. Anja Grage
Thyssenkrupp AG - Karl-Heinz Hageni
IG Metall - Dr. Kathrin Heckner
Wittenstein AG - Peter Klingler
DEKRA - Marc-Sven Kopka
XING AG - Dr. Norbert Koppenhagen
SAP SE - Christoph Kunz
Siemens AG - Prof. Dr. Volkmar Pipek
Universität Siegen - Dr. Cordula Proefrock
Robert Bosch GmbH - Claudia Roscher
TU Chemnitz - Wolfram Sauer
XING AG - Hans Speidel
CrowdGuru GmbH - Christian Wachter
imc information multimedia communication AG - Prof. Dr. Volker Wulf
Universität Siegen
Expertenkreis „Technologische Enabler“
- Prof. Dr. Wolfgang Wahlster
DFKI GmbH (Co-Leitung) - Bernd Leukert
SAP SE (Co-Leitung) - Dr. Ammar Alkassar
Sirrix AG - Dr. Heinrich Arnold
Deutsche Telekom AG - Dr. Hermann Becker
ZF Friedrichshafen AG - Dr. Anselm Blocher
DFKI GmbH - Dr. Dietmar Dengler
DFKI GmbH - Jan-Henning Fabian
ABB AG - Dr. Wolfram Jost
Software AG - Prof. Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer
Fraunhofer IESE / TU Kaiserslautern - Gerhard Mutter
SICK AG - Dr. Norbert Reithinger
DFKI GmbH - Dr. Hans Jörg Stotz
SAP SE - Dr. Stephan Wess
Empolis GmbH
Weiterführende Informationen
Förderschwerpunkt Smart Service Welt des BMWi
Den digitalen Wandel gestalten (BMWi)