Zukunftsstadt: Wissen und Experten der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften
Berlin, 19. Februar 2015
Nachhaltige Technologien und Infrastrukturen werden die Stadt der Zukunft prägen. Diese untersucht acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften in mehreren interdisziplinären Projekten. Anlässlich der Eröffnung des Wissenschaftsjahres stellt die Akademie Ergebnisse und weiterführende Informationen zur Zukunftsstadt vor.
Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. 2050 werden es 70 Prozent sein. Urbane Räume sind sowohl Hauptverursacher als auch Hauptbetroffene des Klimawandels, der Ressourcenknappheit und der Bevölkerungsentwicklung. Nachhaltige Technologien und Infrastrukturen untersucht acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften in interdisziplinären Projekten. Dort arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland mit Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft, Verbänden, NGOs und der Sozialpartner zusammen.
Bausteine einer nachhaltigen Stadtentwicklung
Städte werden zu unserem zentralen Lebensraum. Damit die Lebensqualität nicht sinkt, müssen Städte intelligent vernetzt werden – dazu sind die Technikwissenschaften gefragt. acatech hat deshalb mit führenden Wissenschaftlern der beteiligten Fachgebiete die Bausteine der Stadt der Zukunft zusammengetragen: Von den Wertstoffkreisläufen über die Infrastrukturen und die städtische Gesundheitsversorgung bis hin zur Sicherheit in den vernetzten Smart Cities.
Gut unterwegs in der Zukunftsstadt
Staus und Smog gehören zum Bild des städtischen Verkehrs. Ein Kernelement der nachhaltigen urbanen Mobilität in der Zukunftsstadt sind deshalb Elektrofahrzeuge: Sie stoßen keine Abgase aus und schonen somit die Stadtluft. Geladen mit Strom aus Erneuerbaren Energien schonen sie auch das Klima. Als fahrende Energiespeicher stabilisieren Elektrofahrzeuge die Energiewende. Sie werden in der Zukunftsstadt intelligent mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln kombiniert. Staus und auch Unfälle verhindert eine immer stärkere Vernetzung und Automatisierung des Stadtverkehrs. Hinzu kommt eine intelligente Logistik, in der Lieferketten über das Internet miteinander koordiniert werden – was Straßen und Fabriken gleichermaßen entlastet.
Sicherheit in der Zukunftsstadt heißt: Resilienz
Die Zukunftsstadt wird smart, das heißt: Infrastrukturen werden über das Internet vernetzt. Damit kommen auch immer neue Angriffspunkte für Kriminalität und Terrorismus hinzu. Sicherheitsvorkehrungen für jeden denkbaren Angriff und Schadensfall sind in der Zukunftsstadt deshalb nicht realistisch. Das Sicherheitsparadigma für die Zukunftsstadt lautet Resilienz: Kritische Infrastrukturen müssen schnell auf Angriffe und Fehler reagieren, ihre Funktionsfähigkeit behalten oder rasch wiedererlangen und vor allem aus jedem Angriff lernen.
Nachhaltige Energieversorgung der Zukunftsstadt
Klimaschonend und regenerativ sollte die Energieversorgung der Zukunftsstadt werden. Dazu muss ein stimmiges Energiesystem entstehen, das verschiedenste Energiequellen, -speicher und -verbraucher integriert. Im von acatech koordinierten Akademienprojekt Energiesysteme der Zukunft entwirft die Wissenschaft solche Energiesysteme, die das Forschungsforum Energiewende in den gesellschaftlichen Dialog bringt.
Urbane Produktion und Smart Services
Fabriken sind in der Zukunftsstadt nicht mehr die Schmuddelkinder am Stadtrand, sondern stehen mitten im urbanen Leben. Industrie 4.0 wird die Produktion nicht nur umweltfreundlicher und effizienter machen, sondern auch die Arbeitsorganisation stärker nach dem Takt der Menschen ausrichten. Heraus kommen nicht mehr gleichförmige Produkte, sondern individuelle Pakete von Produkten, Diensten und Dienstleistungen, wie sie etwa beim Carsharing schon heute zum Stadtbild gehören: Smart Services.
Von jugendlichen Megacities und alternden deutschen Städten – ein internationaler Vergleich
Urbanisierung wird oftmals mit schnell wachsenden Megacities gleichgesetzt, wie sie in Asien, Südamerika und Afrika entstehen. In Deutschland und vielen anderen Ländern dagegen werden Städte nicht zwingend größer, doch ihre Bevölkerung wird älter. Das Bild der Zukunftsstadt muss deshalb differenziert gezeichnet werden. acatech hat mit Workshops in Indien und China Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausgelotet.
Städte im Klimawandel
Den Klimawandel so weit wie möglich abwenden, sich aber auf die unvermeidbaren Folgen vorbereiten: So lässt sich das Anliegen der Position von acatech zu Anpassungsstrategien in der Klimapolitik zusammenfassen. Ein unbequemes Thema, das die Stadtentwicklung schon heute angehen muss: Die Folgen des Klimawandels dämpfen größere städtische Grünflächen, die das Binnenklima kühlen, und ein stärkerer Schutz vor Wetterereignissen.
Weiterführende Informationen
Nationale Plattform Elektromobilität
Wissenschaftsjahr 2015