„In der zweiten Dekade von Industrie 4.0 werden Innovationen stark von Verfahren der Künstlichen Intelligenz geprägt. Der Einsatz beschränkt sich aber meist noch auf maschinelle Lernverfahren in der Wartung, die KI-basierte Sensorauswertung, die kollaborative Robotik, die intelligente Werkerassistenz sowie semantische Verfahren beim Datenaustausch. Mit den aktuellen großen Sprachmodellen und hybriden neuro-symbolischen KI-Verfahren sind aber weitaus ehrgeizigere Ziele von Industrie 4.0 in Reichweite: von der automatisierten Erstellung digitaler Zwillinge aus multimodalen Produkt- und Serviceunterlagen, der Ableitung von Prozessmodellen aus Videoaufnahmen und der Generierung besserer Prozessalternativen, einer Null-Fehler-Produktion durch die Qualitätsprüfung in jedem Prozessschritt, mobilen Werkbänken für dezentrale Betriebs- und Reparaturdienstleistungen und bis hin zur erfahrungsbasierten Produktverbesserung durch generative KI-Verfahren.
Im Forschungsbeirat setze ich mich daher dafür ein, dass die Erforschung neuster KI-Methoden als Turboantrieb für die nächste Stufe von Industrie 4.0 gezielt gefördert wird.“
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster CEA des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz
„Industrie 4.0 umfasst ein Bündel unterschiedlicher technologischer Entwicklungen, deren erfolgreiche Umsetzung organisationaler Innovationen bedarf. Benötigt wird eine intensivere cross-funktionale Kooperation in Unternehmen, aber auch zwischen Unternehmen. Qualifikationen, Lernformen und auch Entwicklungswege für Beschäftigte in Unternehmen müssen neu gedacht werden, um klassische Automatisierungsexpertise mit dem Verständnis für neue Entwicklungen im Bereich Internet der Dinge, Data Science und KI zu verbinden und zudem das Erfahrungswissen der Beschäftigten fruchtbar zu machen. Die erfolgreiche Verbindung von technologischer und organisationaler Innovation setzt dabei die Schaffung von Mitgestaltungsmöglichkeiten für Beschäftigte voraus.“
Prof. Dr. Martin Krzywdzinski Wissenschaftszentrum Berlin/Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft/Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
„Die vierte industrielle Revolution findet statt. Digitalisierung und Vernetzung von allem und Anwendungen Künstlicher Intelligenz in allem werden Realität. Digitale Modelle werden von Abbildern zu Taktgebern der physischen Abläufe. Detaillierte Simulationen, echtzeitfähige Kommunikationsinfrastrukturen und intelligente Sensoren ermöglichen eine Verschmelzung von Virtualität und Realität. Es entsteht ein‚Digitales Kontinuum‘, in dem sich die Regelkreise von Planung und Ausführung schließen.
Ob es Unternehmen gelingt, dies vernünftig und in mehrfacher Hinsicht nachhaltig zu gestalten, wird darüber entscheiden, ob sie zu den Gewinnern oder Verlierern der vierten industriellen Revolution gehören. Genau hier setzt die Arbeit der Plattform Industrie 4.0 und ihres Forschungsbeirates an. Sie tragen dazu bei, die Nutzung der mit Industrie 4.0 verbundenen Chancen und eine Teilhabe an der Entwicklung für die Allgemeinheit zu ermöglichen“
Prof. Dr. Michael ten Hompel Institutsleiter des Fraunhofer IML und Professor an der TU Dortmund und Lehrstuhlinhaber für Förder- und Lagerwesen
„Nach der Industrie 4.0 kommt die Industry 4.U („Industry for You“). Diese Metapher steht für den neuen Fokus, den die Diskussion um Industrie 4.0 braucht: nicht nur Fokus auf die Effizienzsteigerung und Optimierung bestehender Prozesse und Anlagen, sondern vor allem darauf, wie die Digitalisierung der Produktion durch ganz neue Wertschöpfungsmodelle mehr Wert für Kund*innen, Nutzer*innen, Mitarbeiter*innen und unseren Planeten schaffen kann.“
Prof. Dr. Frank Piller Professor für Management und einer der Leiter des Instituts für Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) an der RWTH Aachen
„Die Zielsetzung von Industrie 4.0 ist mehrdimensional: digital vernetzte Maschinen, Objekte, Produkte und Prozesse zur Ermöglichung neuer bzw. effizienterer Fertigungsverfahren, eines autonomen Betriebs technischer Systeme, intelligenter Steuerungen und nachhaltiger Kreislaufsysteme. Die Herausforderungen bei der Umsetzung von Industrie 4.0 Lösungen liegen primär in der Beherrschung und Kopplung der semantischen Analyse von operativen Daten mit den initialen digitalen Auslegungsmodellen und weniger in der Datenübertragung und -speicherung. Einer der entscheidenden Industrie 4.0 Wettbewerbsvorteile liegt somit in der Lösungskompetenz bzgl. der Digitalen Zwillinge und ihrer Wirkweisen.“
Prof. Dr.-Ing. Rainer Stark Leiter des Fachgebietes für Industrielle Informationstechnik an der TU Berlin
„Industrie 4.0 Konzepte bilden die Grundlage für die Verbindung von klassischem Maschinenbau und moderner Informatik. Es ist eine der wichtigsten grundlegenden Neuerungen unserer Gesellschaft, um Software und KI-Methoden wertschöpfend in verschiedenen Industriebereichen einzubringen. Dabei ist es wichtig, dass wir keinem Hype verfallen, sondern bodenständig, stetig und praxisorientiert neue Entwicklungen vorantreiben. Deswegen ist die Arbeit des Forschungsbeirats so wichtig.“
Dr.-Ing. Torsten Kröger Chief Technology Officer bei Intrinsic
„Industrie 4.0 bedeutet die langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen im globalen Wettbewerb. Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung von Planungs-, Entwicklungs-, Produktions- und Serviceprozessen bilden die Voraussetzung für den gleichzeitigen Erhalt des Wertschöpfungsstandorts und für die Übernahme von ökologischer und sozialer Verantwortung in globalen Netzwerken und Märkten.“
Prof. Dr. Julia C. Arlinghaus
Institutsleiterin des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Lehrstuhlinhaberin für Produktionssysteme und -automatisierung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
„Industrie 4.0 ist für uns ein Schlüsselfaktor, wenn es um die Dekarbonisierung der Luftfahrt und die Resilienz unseres industriellen Systems geht. Dabei geht es um physische wie auch digitale Anwendungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies reicht bei Produktionsprozessen von Einzelteilfertigung bis zur Komponentenintegration und umfasst ebenso Materialflüsse. Dies endet nicht bei der Supply Chain, interne und externe Logistik, sondern umfasst auch infrastrukturelle Themen wie End-to-End Datenvernetzung beziehungsweise Energieversorgung & -management der Produktionsstätten.“
Nicole Dreyer-Langlet
Vice President Forschung & Entwicklung Deutschland, Mitglied der Geschäftsführung der Airbus Operations GmbH
„Industrie 4.0 steht für die enge Verzahnung von Menschen, Maschinen und Produkten auf Basis von Daten. In Zeiten zunehmend schnelleren Wandels ist eine flexible und wandlungsfähige Produktion nicht nur Chance, sondern Notwendigkeit. Jederzeitige Transparenz in einzelnen Wertströmen und entlang firmenübergreifender Wertschöpfungsketten, sowie darauf aufbauende Optimierungen, ermöglichen eine resiliente und klimafreundliche Wertschöpfung.
Die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 in Fertigung und Logistik ist essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie. Es gilt, die Umsetzung kraftvoll voranzutreiben. Dazu werden Lösungen benötigt, welche die Datennutzung sehr einfach machen. Die Unterstützung existierender und neuer Geschäftsmodelle und die wirtschaftliche Umsetzung wertiger Anwendungsfälle sind wesentliche Erfolgsfaktoren.“
Dr.-Ing Daniel Hug
Bereichsleiter in der Bosch Forschung und unter anderem zuständig für Forschung und Entwicklung von Fertigungsprozessen und Produktionsautomatisierung
„Seit zehn Jahren ist der Forschungsbeirat Industrie 4.0 eine der führenden Stimmen zur Digitalisierung der Industrie in Deutschland. Das Thema hat heute nichts an Aktualität und Brisanz verloren, sondern wird vielmehr durch die aktuellen Herausforderungen immer bedeutsamer. Digitale Ökosysteme, intelligenter werdende Algorithmen, umfassend digitale Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten erfordern nicht nur richtungsweisende digitale Technologien, die den Grundsätzen und Standards unserer Wirtschaft und Gesellschaft entsprechen, sondern auch eine umfassende Transformation der Gesellschaft, Unternehmen und jedes Einzelnen. Dafür braucht es neue Fähigkeiten und Kompetenzen bei den Menschen und Unternehmen, einen politischen Rahmen, der Innovationen fordert und fördert sowie eine Gesellschaft, die offen und mit Freude an der Veränderung diesen digitalen Wandel mitgestaltet.“
Prof. Dr. Katharina Hölzle
Leiterin des IAT der Universität Stuttgart & Mitglied der Institutsleitung des Fraunhofer IAO
„Die Ziele der Digitalisierung in der Industrie sind klar definiert: Die Erhöhung der Effizienz und Qualität in der Produktion sowie die Schaffung neuer Wertschöpfungsmöglichkeiten. Diese zielen übergeordnet auf eine bessere Kundenorientierung und Wettbewerbsfähigkeit ab. Das volle Digitalisierungspotenzial in der Industrie in Deutschland ist jedoch noch lange nicht gehoben. Ein Großteil der deutschen Industrieunternehmen arbeitet zwar schon mit Anwendungen für die Industrie 4.0, aber oft sind erst initiale Schritte gemacht, um bestehende Geschäftsmodelle und -prozesse neu auszurichten.
Beim nächsten Sprung in Richtung ‚SmartFactory‘ spielt die Bündelung von Kompetenzen eine große Rolle. Eine der Hauptaufgaben für Fertigungsunternehmen und ihre Partner im Industrie-Umfeld ist es, Domänenwissen aus der Welt der Automatisierung mit dem aus der IIoT und IT zu verbinden. Dazu gilt es, starre, monolithische Strukturen und Software-Architekturen abzulösen und damit den Übergang zu IIoT-gestützten Prozessen zu schaffen. Zudem sollte die Kollaboration der Akteure durch Ökosysteme, bei denen alle ihre Kompetenzen einbringen können, weiter vorangetrieben werden. Im Forschungsbeirat leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Gestaltung und Entwicklung der Industrie 4.0 in Deutschland.“
Dieter Meuser
CEO Digital Industrial Solutions bei German Edge Cloud
„Industrie 4.0 umfasst mehr als die rein technischen Aspekte einer intelligent vernetzten Industrie. Industrie 4.0 beschreibt einen systemischen Ansatz mit Blick auf die verschiedenen Aspekte der digitalen Transformation, auch im Kontext des ökologischen, sozialverträglichen Umbaus unserer Produktionssysteme.
Gestartet als Zukunftsprojekt der Bundesregierung, ist Industrie 4.0 inzwischen in der industriellen Praxis angekommen. Und doch gibt es noch viele Forschungsfragen zur gemeinsamen Gestaltung von international wettbewerbsstarken, resilienten und nachhaltigen Wertschöpfungsnetzwerken. Der Forschungsbeirat leistet hier einen wichtigen Beitrag.“
Dr. Björn Sautter
Senior Expert Industrie 4.0 bei der Festo SE & Co. KG
„Im Rahmen der Industrie 4.0 Initiative schaffen wir die Voraussetzungen für einen Wettbewerbsvorteil Deutschlands auf technischer und Informationstechnologischer Ebene. Daraus können neue Geschäftsmodelle und die Stärkung bestehender Geschäftsmodelle entstehen. Ein besonders wichtiges Element ist dabei die Befähigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Bereichen, um die Möglichkeiten voll ausschöpfen zu können. Die Forschung konzentriert sich hier u.a. auf die Fragen, welchen neuen Anforderungen und Veränderungsprozessen sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stellen müssen und wie wir sie dabei menschenzentriert, kompetenzorientier, situativ angepasst und individuell am besten aus- und weiterbilden können.“
Prof. Dr. Thomas Schildhauer
Forschungs- und Gründungsdirektor des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft
„Mit Industrie 4.0 durchlebt die industrielle Wertschöpfung die größte Transformation ihrer Geschichte. Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz haben bereits vielerorts Einzug in die Fabriken gehalten. Sie steigern die Ressourceneffizienz und ermöglichen neue Geschäftsmodelle wie nutzungsbasierte Preismodelle (pay-per-use).
In der Vergangenheit lag der Fokus von Industrie 4.0 auf den einzelnen Unternehmen und ihren unmittelbaren Zulieferern und Kunden. Aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und der geopolitischen Lage wird dies in Zukunft nicht mehr ausreichen. Unternehmen werden viel enger kooperieren und sich zu offenen Netzwerken zusammenschließen, um gemeinsam resilienter gegenüber Störungen in den Liefernetzwerken zu werden. Ferner wird es für den Unternehmenserfolg zunehmend wichtig, dass Unternehmen ihrer Verantwortung für nachhaltiges Handeln in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung nachkommen. In all diesen Bereichen wird Industrie 4.0 einen entscheiden Beitrag leisten, indem sie die notwendige Transparenz schafft und einen schnellen Informationsaustausch ermöglicht.
Der Forschungsbeirat adressiert diese neuen Herausforderungen bereits in seinen Veröffentlichungen und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung von Forschung und Entwicklung im Umfeld von Industrie 4.0.“
„Industrie 4.0 wird in den Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus bereits seit einigen Jahren gelebt. Ob Großkonzerne oder innovative mittelständische Unternehmen — die Digitalisierung der Produktion und der Dienstleistungen sind zentrale Herausforderungen. Dabei geht es nicht nur um die erfolgreiche Einführung neuer digitaler Technologien. Vielmehr erfordert Industrie 4.0 Veränderungen auf allen Unternehmens-ebenen und muss über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg erfolgen. Dafür brauchen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen Unterstützung, z.B. bei der Einführung von KI-Technologien. Es bleibt ein weites Feld für die zukünftigen Aktivitäten des Forschungsbeirats Industrie 4.0.“
Dietmar Goericke
VDMA — Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.
„Der Wandel zur Industrie 4.0 wirft eine Fülle von Rechtsfragen auf. Einige von ihnen schließen an die rechtlichen Probleme früherer soziotechnischer Innovationen an, erscheinen aber wie unter einem Brennglas in neuem Licht. Ein Beispiel hierfür ist der Datenschutz, der früher in dem betrieblichen Hallenboden keine große Rolle spielte — aber hochrelevant wird, sobald cyberphysische Systeme nicht nur ihren eigenen Zustand, sondern auch die Fähigkeiten, das Verhalten und die Kommunikation von Beschäftigten protokollieren können. Andere Rechtsfragen sind grundlegender Natur, weil sie an Paradigmenwechsel im Wirtschaftssystem anknüpfen, die mit der vierten industriellen Revolution verbunden sind. Beispiele bilden die rechtlichen Herausforderungen der datengetriebenen Wirtschaft, der M2M-Kommunikation und der sich ausbreitenden Wertschöpfungsnetzwerke. Beide Bereiche bedürfen intensiver rechtswissenschaftlicher Analyse, aber die übergreifende Klammer ist stets die rechtskonforme Technikgestaltung: Statt lediglich auf die Einhaltung rechtlicher Regeln zu vertrauen, müssen technisch-organisatorische Prozesse unter Berücksichtigung rechtlicher Anforderungen und potentieller rechtlicher Konflikte designed werden.“
„Die Komplexität industrieller Produkte bedingt nie dagewesene Abhängigkeiten in ihrer Herstellung. Diese erfordern innerhalb eines Unternehmens wie auch über Wertschöpfungsnetzwerke hinweg einen zuverlässigen und vertrauensvollen Austausch und Abgleich von Daten. Industrie 4.0 entwickelt dieses datengetriebene Produktions- und Wertschöpfungsmodell und seine Operationalisierung ganzheitlich von der Managementebene bis zum Shopfloor. Die zu bewältigenden Aufgaben bieten enorme Chancen, stellen die Unternehmen wie auch die Forschung aber auch vor gewaltige Herausforderungen, die nur durch konzertierte Anstrengungen der Wirtschaft und der Wissenschaft gelöst werden können. Der Forschungsbeirat ist das Bindeglied zwischen beiden.“
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Nebel
OFFIS — Institut für Informatik & Universität Oldenburg
„Industrie 4.0 zielt auf Innovationen von Produktionssystemen und Wertschöpfungsnetzen ab, nimmt aber auch Innovationen von Produkten und Dienstleistungen in den Blick. Es entstehen komplexe technische bzw. soziotechnische Systeme, die hohen Anforderungen insbesondere an Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit (Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit, Vertraulichkeit) erfüllen müssen. Deutschland hat den Anspruch, solche Systeme schnell und sicher zum Markterfolg zu bringen. Das erfordert mehr denn je Systemgestaltungskompetenz, aber auch innovationsförderliche Rahmenbedingungen, wie eine adäquate Fachkräftebasis und technologische Souveränität. Das Leitbild Industrie 4.0 kann nur dann Wirklichkeit werden, wenn wir das als Systemgestaltungsherausforderung sehen, der mit dem Ansatz Advanced Systems Engineering (ASE) wirkungsvoll begegnet werden kann.“
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier
Seniorprofessor am Heinz Nixdorf Institut, Universität Paderborn
„Aus sozialwissenschaftlicher Sicht sind zwei gesellschaftspolitische Konsequenzen des inzwischen über zehnjährigen Diskurses über die Vision Industrie 4.0 besonders positiv hervorzuheben: Zum einen hat er die enorme wirtschaftsstrukturelle Bedeutung des industriellen Sektors für Deutschland und auch für Europa insgesamt unterstrichen und es werden mit dieser Vision bis heute zukunftsweisende und insbesondere auch ressourcenschonende Innovationsperspektiven für die Industrie eröffnet. Zum zweiten hat Industrie 4.0 die lange in Vergessenheit geratene Frage nach der Zukunft von Industriearbeit erneut und nachdrücklich auf die politische Agenda gesetzt. Industrie 4.0 eröffnet weite Gestaltungsspielräume für Arbeit, die für ihre qualifikations- und humanorientierte Gestaltung genutzt werden können und sollten. Zudem kann mit einem solchen Gestaltungsansatz die Attraktivität von Industriearbeit gesteigert und damit dem drängenden demographischen Problem der Fachkräfteknappheit entgegengewirkt werden.“
Prof. Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen
Technische Universität Dortmund – Lehrstuhl für Wirtschafts- und Industriesoziologie
„Industrie 4.0 ist der maßgebliche Ideen- und Technologietreiber hin zu Wertschöpfungsnetzen. Digitalisierung, Kommunikation, Daten-analysen und maschinelles Lernen schaffen neue Produktions- und Arbeitswelten. So können Produkte bis hin zur Losgröße 1 effizient und ressourcenschonend entwickelt, hergestellt sowie vermarktet werden. Die Verknüpfung von Produkten mit Dienstleistungen ermöglicht darüber hinaus neue, zukunftsfähige Geschäftsmodelle. Industrie 4.0 bietet jedoch noch vieles mehr zur Begegnung der Bedürfnisse von Gesellschaft und zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt – diese Potenziale gilt es mit weiteren Ideen und Tatkraft zu erschließen.“
Dr.-Ing. Ursula Frank
Beckhoff Automation GmbH & Co. KG
„Cyber-physische Systeme verändern den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Systemen.
Das betrifft deren Entwicklung, also das Thema Systems Engineering, wo Softwaresysteme in zweifacher Hinsicht zentrale Bedeutung bekommen: Als entscheidender Bestandteil der Produkte selbst mit einem unglaublichen Potential neue, innovative Funktionen zu realisieren, auch durch die Vernetzung und den Datenaustausch der Produkte mit anderen und durch eine immer stärkere Virtualisierung des Entwicklungsprozesses. Das kann auch als Grundlage für die datenbasierte Produktion unter Verwendung von digitalen Zwillingen und auch für die weitere Einbindung der Produkte im Markt in einen umfassenden Dienstleistungs- und Weiterentwicklungsprozess dienen.
Dies ermöglicht eine intensive Interaktion zwischen Entwicklung, Produktion und Nutzung, was zu völlig anderen Produktlebenszyklen von der Entwicklung bis zur Entsorgung führt und letztlich auch einer zirkulären Wirtschaft den Weg bereitet.“
Prof. Dr. Manfred Broy
Technische Universität München
„Mit zahlreichen Forschungsarbeiten zu Industrie 4.0 wurde aufgezeigt, wie die Digitalisierung von Produktion und Logistik Ressourcen sparen und Effizienz erhöhen kann. Aktuell finden umfangreiche Initiativen statt, um diese Erkenntnisse in die Fläche zu bringen und insbesondere auch kleinere Unternehmen zu befähigen, Prozesse zu digitalisieren und damit zu profitieren. Die Realisierung von Industrie 4.0 braucht aber einen langen Atem und ist noch lange nicht vollendet. Es bedarf weiterer gemeinsamer Anstrengungen von Wirtschaft und Wissenschaft, Verbänden und Politik. Die Hemmnisse liegen zum Teil in den Unternehmen selbst, zum Teil aber auch im Umfeld.“
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay
Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, Professur für Automatisierungstechnik
„Die digitale Vernetzung von Abläufen, Prozessen und Industrie-anlagen bringt Effizienzgewinne und sichert die Wettbewerbs-fähigkeit der deutschen und europäischen Industrie. Gleichzeitig steigen durch die zunehmende Digitalisierung die technologischen Abhängigkeiten. Unser Ziel muss es sein, europäische Alternativen zu den großen internationalen Playern zu schaffen, um die Einfluss-möglichkeiten durch Dritte zu reduzieren. Gleichzeitig müssen Lösungen entwickelt werden, um bestehende Technologien von international agierenden Anbietern nachzurüsten, sie zu analysieren und zu testen, um zu verstehen, wie sie funktionieren und wie sie in sichere Umgebungen integriert werden können. Entscheidend für den Erfolg von Industrie 4.0 wird also sein, dass Abhängigkeiten kontrollierbar bleiben. Nur so lässt sich ein hohes Niveau an Cyber-sicherheit aufrechterhalten. Dafür müssen Deutschland und Europa ihre technologische Souveränität sichern, festigen und kontinuierlich ausbauen. Das gilt insbesondere für die Schlüsselbereiche Hardware- und Netzkomponenten, Dateninfrastrukturen, KI-Systeme und Zukunftstechnologien wie z. B. Quantencomputing und 6G. Angewandte Cybersicherheitsforschung leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“
Prof. Dr. Claudia Eckert
Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC in Garching und Professorin der Technischen Universität München
„Industrie 4.0 ermöglicht Nachhaltigkeit auf betrieblicher und technischer Ebene. Die Kombination von Digitalisierung, Automatisierung und Methoden der modernen Kl wird für die produzierende Industrie neue Wege eröffnen.
Autonome, optimierte Wertschöpfungsprozesse in Design und Engineering, in der Produktion, im Rahmen der Lieferketten sowie in Serviceprozessen tragen sowohl zur Ressourceneffizienz als auch zu steigender Produktivität bei. Dies eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen und trägt auch aus wirtschaftlicher Sicht zur Nachhaltigkeit bei.
Neue Technologien und Innovationen müssen auf Klimaneutralität zielen und bei der Transformation der Wirtschaft helfen — für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und die Gesellschaft.“
„Industrie 4.0 hat Wirtschaft und Wissenschaft auf den Weg in eine digitalisierte Arbeitswelt gebracht. Menschen und immer intelligentere Maschinen – z.B. Roboter, Fahrzeuge oder auch VR-Brillen etc. – rücken immer näher zusammen und arbeiten gemeinsam. Diese sozio-technische Kooperation zu gestalten, damit die Maschinen produktiver und die Menschen zufriedener arbeiten können, ist unsere Aufgabe heute und in Zukunft.“
Prof. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann
Leiterin der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der TU Chemnitz
„Der Grundsatz von Industrie 4.0, anstelle von Massenprodukten hochautomatisiert individualisierte Erzeugnisse zu fertigen, ist in vielen Branchen attraktiv und in einigen sogar unabdingbar – zum Beispiel bei der Erzeugung Patienten-individueller Medikamente. Zur Beantwortung der Fragen, was Industrie 4.0 technisch, organisatorisch und betriebswirtschaftlich bedeutet, wie eine entsprechende Lösung beschaffen sein muss und in welchen Schritten diese umgesetzt werden soll, sind weitere wissenschaftliche Arbeiten erforderlich.“
Prof. Peter Liggesmeyer
TU Kaiserslautern/Fraunhofer IESE
„Industrie 4.0 ist im Bewusstsein vieler Unternehmen angekommen, aber noch lange nicht auf dem Shopfloor. Während ihre grundlegenden Prinzipien weithin verstanden sind, müssen viele Aspekte zu deren erfolgreicher Umsetzung noch erforscht werden. Der Forschungsbeirat ist hierzu ein wichtiger Ideen- und Impulsgeber. Wir dürfen den Schwung bei Industrie 4.0 nicht verlieren!“
„Industrie 4.0 ist für mich der größte Hebel, um eine Entkopplung von Wohlstand und Ressourcenverbrauch zu erreichen. Industrie 4.0 schafft Transparenz und Transparenz brauchen wir, um lineare Ressourcen-effizienz zu erreichen, wie zum Beispiel eine Co2-Bilanzierung in unserer Lieferkette. Das ist die Basis für den großen Schritt in Richtung zirkulärer Wert-schöpfung.“
Prof. Gisela Lanza, Karlsruher Institut für Technologie
„Mit Industrie 4.0 schaffen wir die Grundlage für den zukünftigen Markterfolg.
Die digitale Vernetzung und der sichere Umgang mit schützenswerten Daten sind dabei wichtige Enabler für notwendige Geschäftsmodellinnovationen in unserer volatilen Welt. Zukünftig werden im Sinne von ‘Everything-as-a-Service (XaaS)‘ nicht mehr nur einzelne Produktionsmaschinen, sondern komplette Fabriken und ganze Wertschöpfungsketten automatisiert und sicher aus der Ferne betrieben werden müssen.
Viele über Jahre etablierte und bis dahin erfolgreiche Geschäftsmodelle funktionieren in diesem Szenario aber nicht mehr ausreichend. Ein Wandel wird notwendig. (CAPEX zu OPEX mit Pay per X Monetarisierungs-Modellen). Die damit verbundenen Anforderungen an Skalierung, Resilienz, Flexibilität und Wandelbarkeit bei gleichzeitig höchster Wirtschaftlichkeit schaffen eine neue Stufe der Komplexität. Diese lässt sich nur durch die konsequente Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft nach den Prinzipien von Open Innovation meistern. Der Forschungsbeirat ist dafür der technologische Wegbereiter und liefert die notwendigen Impulse und Expertisen.“
3 Fragen an Frank Piller zum Industrial Metaverse und seiner aktuellen und potenziellen Anwendung und Auswirkung
Prof. Dr. Frank Piller, Professor für Management und einer der Leiter des Instituts für Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) an der RWTH Aachen.
3 Fragen an Martin Krzywdzinski zur Arbeitswelt in der Industrie 4.0
Prof. Dr. Martin Krzywdzinski, Mitglied des Forschungsbeirats, Professor für Internationale Arbeitsbeziehungen an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, Leiter der Forschungsgruppe „Globalisierung, Arbeit und Produktion“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Direktor am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft.
Prof. Peter Liggesmeyer, Wissenschaftlicher Sprecher des Forschungsbeirats, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE
Dr. Harald Schöning, Sprecher der Industrie im Forschungs-beirat, Vice President Research bei der Software AG
Prof. Thomas Bauernhansl, Mitglied des Forschungsbeirats, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Leiter des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb IFF der Universität Stuttgart
Interview mit Wolfgang Wahlster zum zehnjährigen Jubiläum von Industrie 4.0
Prof. Wolfgang Wahlster, Mitglied des Forschungsbeirats, Chief Executive Advisor (CEA) des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI)
Interview mit Reiner Anderl zum Ausstand als Sprecher des Forschungsbeirats
Prof. Reiner Anderl, ehemaliger Sprecher und jetzt Mitglied des Forschungsbeirats, ehem. Leiter des Fachgebiets Datenverarbeitung in der Konstruktion (DiK) der TU Darmstadt